Glück kommt selten allein…

Oder von der Anatomie des Jammerlappens. Eindrücke von Hirschhausens zweitem Bestseller-Sachbuch „Glück kommt selten allein…“

Zweimal habe ich es geschafft in der Buchhandlung an diesem verführerischen kleinen Glücksschweinchen auf grünem Grund vorüberzugehen, beim dritten Mal allerdings hat es mich endgültig eingefangen, es ging nicht mehr, ich musste ihn haben, den neuen Bestseller von Dr. med. Eckart von Hirschhausen. Klingt ja auch vielversprechend: „Glück kommt selten allein“. Wie, es kommt selten allein? Kommt es nicht von allein, oder bringt es etwa noch jemanden mit, noch mehr Glück etwa, oder kommt es erst, wenn man nicht mehr allein ist? Naja, irgendwie wohl von allem ein bisschen.

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Auswandern mal im Ernst

Dank Goodbye Deutschland!, Mein neues Leben, Auf und davon, Koffer zu und weg und alle den anderen TV-Formaten rund ums Auswandern ist in den vergangenen Jahren das Wort Auswanderer in aller Munde. Und auch die Tatsache, dass viele Auswanderer ganz schnell wieder zu Einwanderern werden.

Ob man diese TV Sendungen schaut oder nicht, und ob die Fälle, die da gezeigt werden, wirklich alle echt sind, sei dahin gestellt. Ebenso, ob es aus Sicht der Auswanderer sinnvoll ist, sich vorführen zu lassen. Fest steht aber: Viele Menschen sehnen sich – aus welchem persönlichen Grund auch immer – nach dem Neuen. Und immer mehr Menschen wagen ihn auch, den Aufbruch ins Unbekannte.

Bei all diesen Dokus aber, wird am Ende mehr oder weniger deutlich: unvorbereitet verspricht das Auswandern meist wenig Erfolg.
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Menschen ohne Worte

Kommunikation ist für das alltägliche Leben existenziell. Ohne die Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren, gäbe es kein Verständnis, keine Entwicklung, keine Kultur. Doch nicht nur die gesprochene Sprache ist Kommunikation, auch das geschriebene Wort hat eine enorme Bedeutung im Alltag:

Eine Arbeit finden, ein Konto eröffnen bei der Bank, Essen bestellen im Restaurant, Einkaufen, den Führerschein machen, die Dossieranleitung eines Medikamentes lesen, in einer fremden Stadt eine Straße finden – Für rund 4 Millionen Deutsche sind all diese Dinge nahezu unüberwindbare Hindernisse. Sie sind Analphabeten – häufig trotz Schulabschluß und Berufsausbildung. Thematisiert wird der Analphabetismus in Deutschland erst wieder mit dem zunehmenden Strukturwandel vor allem im Bereich der Arbeitstätigkeit und der Verbreitung neuer Kommunikationsmittel (etwa seit 1978).
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Moment mal

Denk ich mir oft. So auch gestern wieder. Saß da auf dieser Alm. Die Sonne im Gesicht, den Gipfel im Rücken und dachte mir, warum kann man nicht einfach mal STOP sagen? Und alles hält an. Nur für ein paar Minuten. Einfach so lange, dass man den Moment mal richtig genießen kann. Bevor alles wieder so ist, wie sonst.

Voller Arbeit, ohne Zeit.

Das passiert, wenn man mal frei hat. Das erste Wochenende in diesem Sommer, das nicht schon von vorneherein mit Arbeit zugepflastert ist. Ne Menge Ideen gesammelt. Nur leider immer noch keine Erleuchtung, wie man die Zeit anhält. Kaum hatt‘ ich zu Ende gedacht, was man alles machen könnte, ist das Wochenende auch schon wieder rum. Einfach so.

Mehr (echte) Kreativität

Blumenranken unter den Mathematikaufgaben, stundenlanges Malen in Unterrichtsfächern, die damit eigentlich gar nichts zu tun haben, machen was man will?

Echte Kreativität sieht anders aus, ganz anders. Und echte Künstler auch.

Ja, häufig sind die wirklichen Künstler ein wenig ausgeflippt, lassen sich nichts sagen und wirken, als lebten sie ein wenig in ihrer eigenen Welt. Die meisten Künstler aber sind vor allem eines: Diszipliniert, mit Freude bei der Sache und bestens dazu in der Lage, am Ball zu bleiben, ihr Ziel mit Vehemenz zu verfolgen.

Und das, können die meisten Kinder heutzutage definitiv nicht mehr.
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Schreiben und gelesen werden


Schreiben ist Kunst. Die Kunst, nicht am Mangel an Worten zu verzweifeln, aus dem begrenzten Rahmen der Wortfindung jene zu wählen, die die geneigtesten sind, und ihnen Raum zu geben in einem Gesamtbild, das entsteht. Langsam zumeist, doch auch über Nacht, wenn die Geisteswege kurz sind und schnell zurückzulegen, wenn sich – inspiriert von Gelesenem – das eine wie von selbst zum anderen findet.

Doch gelingt es nicht häufig, das etwas schon Geschriebenes auch seinen Leser findet, jenen, der das Bild erneut aus dem Rahmen zu lösen vermag und es losgelöst zu betrachten im Stande ist. Jenen, der zwischen den Zeilen liest, der die Emotionen empfängt, die aufgezeichnet wurden. Jenen Leser, der bereit ist, das Echo der Worte nicht verhallen zu lassen, ohne ihnen nachzuspüren, sie zu ergreifen, zu begreifen und wachsen zu lassen.

Vom Ende der Wahrhaftigkeit

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ Das ist klar. Wie genau aber dieses hohe Ziel in greifbare Nähe rückt, darüber hat uns Goethe in seiner Ode „Das Göttliche“ allenfalls eine überaus vage Anleitung hinterlassen. Was ein wahrhaft ehernes, ein erstrebenswertes, ja ein beinahe verpflichtendes Grundverlangen für das Leben der Menschen sein mag, hat in der Realität tatsächlich meist nur sehr wenig Bestand.

Niemand ist immer edel, hilfreich und gut. Oder wahrhaftig. Mit allzu langen Schritten diesem – zugegebenermaßen erstrebenswerten Ideal entgegenzugehen, kann allzu leicht ein exakt gegenteiliges Ergebnis zur Folge haben. Vor allem dann, wenn zu eigenen Streben nach Wahrhaftigkeit, Güte und Edelmut noch die allzu laute Forderung kommt, auch andere mögen diesem Ziel in ebensolchen Maße nacheifern. Läßt man selbst diese Forderung allzu tönend klingen, propagiert man selbst allzu sehr den Sinn für die Wahrheit, dann ist – wie in diesen Tagen an prominenter Stelle zu sehen – der Fall nicht weit.

Der Mensch braucht Ziele, ja; und er braucht hohe Ziele, nach denen er sich recken kann. Doch dabei die Realisierbarkeit derselben außer Acht zu lassen, ist fatal. So haben die Deutschen nicht nur einen fähigen Verteidigungsminister, sondern auch und vor allem, einmal mehr ihren Glauben verloren. Den Glauben an die Regierenden, den Glauben an die Wissenschaft, an die Wahrheit und – was viel schlimmer ist – nicht zuletzt auch den Glauben an sich selbst. Denn wenn einer, der jung, dynamisch, gebildet und weltmännisch auftritt, dazu noch von Adel und vermögend ist, seine Ziele nicht erreichen, seine eigenen Forderungen nicht erfüllen kann; wie soll dann ich, der kleine Mann, ein hohes Ideal erreichen.

Weil ein Mensch die von ihm selbst hoch gehaltenen Werte mit Füßen getreten hat, weil die Wissenschaft einmal mehr eine unheilige Allianz mit der Politik – und nicht zuletzt auch mit dem Geld – eingegangen ist, dürfen wir nun sehen, wie wir da wieder hinaus kommen.

Wäre es da, Herr zu Guttenberg, nicht eigentlich Ihre Pflicht gewesen, durchzuhalten, weiterzumachen, den einen – den eigentlichen – Job, den Dienst am Volk, der so vielversprechend begonnen hatte, erfolgreich weiterzuführen, als nun im stillen Kämmerchen zu warten? Worauf? Ja, worauf eigentlich?

Glaubwürdigkeit kann man verlieren. Sehr schnell sogar. Aber man kann sie sich auch wieder erarbeiten. Langwierig und mühsam bisweilen, aber man kann. Ob allerdings Rückzug, Aufgabe und Verzicht die richtigen Mittel dazu sind, oder nicht vielmehr nur frischer Wind in den Segeln politischer wie persönlicher Gegner? Was daraus entsteht, wird man sehen. Ich für meinen Teil jedenfalls hätte es begrüßt, Sie wären geblieben.

Daniel Quinn: Ismael

„Gibt es ohne den Menschen Hoffnung für den Gorilla?“

Gefangenschaft ist das zentrale Thema der ungewöhnlichen Lehrstunden, die ein desillusioniertes Schriftsteller zu nehmen beginnt. Ungewöhnlich nicht nur das Thema, sondern zunächst einmal der Lehrer. Denn als der Schriftsteller zum in der Anzeige in einer Tageszeitung genannten Treffpunkt kommt erwartet ihn in einer Altbauwohnung ein ausgewachsener Gorilla.

Die Sicht auf die menschliche Zivilisation, die Ismael, dem Schriftsteller bieten kann, geht weit über das hinaus, was ein Mitglied dieser Zivilisation über den Umgang der Menschen mit der Welt, zu denken gewöhnt ist.

In zahlreichen Stunden entwickeln die beiden im telepathischen Gedankenaustausch eine Vision von der Welt, wie sie sein könnte, wenn der Mensch nicht meinen würde, die Welt sei erschaffen worden, ihm untertan zu sein. Unglaublich, aber mehr als einleuchtend, zeigt der Gorilla als Außenstehender dem Menschen auf wie die kulturelle Entwicklung sich selbst zu rechtfertigen versucht. Er nennt die kulturelle Prägung „Mutter Kultur“ und verdeutlicht zudem wie schwer es ist, sich von ihrem Einfluss zu lösen.

Durch die Augen Ismael gelingt es Daniel Quinn Widersprüche im Leben der Nehmer, derer, die sich gern als „zivilisierte“ Menschen bezeichnen, aufzudecken. Den Nehmern gegenübergestellt ist die Lebensweise der Lasser, jener Menschen, die von uns gern als unzivilisiert betrachtet werden, deren Art zu existieren, jedoch im Einklang mit der Evolution steht.

Philosophisch, aufschlussreich und unbedingt lesenswert, für alle Zweifler und die, die es werden wollen. Und zu recht trägt die englische Originalausgabe den Untertitel: „An Adventure of the Mind and Spirit“. Denn die zentrale Frage bleibt nicht: „Gibt es ohne den Menschen Hoffnung für den Gorilla?“ sie lautet viel mehr: „Gibt es ohne den Gorilla Hoffnung für den Menschen?“

Kein Zeichen zuviel – Was Social Networks den Schreibenden lehren können

Jeder 8. Deutsche verfügt über einen aktiven Facebook Acount, Politik und Industrie kommunizieren via Twitter, auf verschiedenen Portalen finden sich Schulfreunde wieder – Social Networks legen ein rasantes Wachstum an den Tag. Sie verbinden Menschen in Echtzeit und lassen Distanzen schrumpfen.

Unabhängig davon, dass all diese Systeme Datenschützern negativ aufstoßen, dass die Diskussion um den „gläsernen Menschen“ durch den unmittelbaren und wenig gefilterten Datenaustausch neu entfacht worden ist, und dass in kaum einem anderen Medium so wenig auf korrekte Schreibweise und Ausdruck geachtet wird, könnte uns diese Entwicklung trotz allem in sprachlicher Hinsicht einiges lehren.

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Sprache hat Macht

Eine Macht, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Eine Macht, die wenn sie richtig genutzt wird, etwas bewegen und Gutes erreichen kann. Viele Menschen, unter ihnen große Künstler, Politiker und Wissenschaftler, haben diese Macht im Laufe der Jahrhunderte erkannt und sie genutzt. Für sich und zum Wohle der Menschheit.

Verhüllend und zugleich entblößend, lebendig und traurig, kraftvoll und schwach, bildhaft und floskelarm – das alles kann, das alles sollte Sprache sein. Nur wenn Sie bewegt, dann erreicht sie auch, dann fällt, was sie säen möchte auf fruchtbaren Boden. Wie Sprache so wird? Indem man sie achtet und schätzt, indem man sie verwendet, wenn es sie braucht und ruhen lässt, wenn es nichts mehr zu sagen gibt.

Doch eben weil die Sprache so ist, wie sie ist, ja im wahrsten Sinne des Wortes (wort)gewaltig sein kann, ist sie ebenso oft auch missbraucht worden. Missbraucht um Menschen zu unterdrücken, Unwahrheiten zu verbreiten und andere zu verleumden.

Der Umgang mit ihr sollte deshalb vor allem eines sein: sorgsam, gepflegt, durchdacht und maßvoll. Denn einmal gesagt kann ein Wort nicht wieder zurückgenommen werden. Hat es sich auf den Weg gemacht, kann es nicht mehr aufgehalten werden und wird seine Wirkung entfalten. Unaufhaltsam und umfassend, intensiv und endgültig.