Thomas Bernhard: Der Keller (1976)

Kurze Inhaltsangabe und einige Anmerkungen

In die entgegengesetzte Richtung gehen – Was als Grundprinzip des Lebens von Thomas Bernhard gelten kann, hat auch deutliche Spuren in seinen Werken hinterlassen. „Der Keller“ zählt zu den fünf autobiographischen Stücken, in denen Bernhard seine Kindheit und Jugend literarisch verarbeitet.

Gerade 16-jährig verlässt der namenlos bleibende Gymnasiast den ihm vorbestimmten Weg und geht statt zur Schule auf das Arbeitsamt. Rasch erreicht er sein Ziel, eine Anstellung in dem seinem Lebensumfeld genau entgegen gesetzten Teil der Stadt Salzburg zu finden. So beginnt er in der Scherzhauserfeldsiedlung, dem Armenviertel Salzburgs, eine Lehre im Kolonialwarengeschäft des Karl Podlaha.
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Jurek Becker – Jakob der Lügner – Inhalt, Figuren, Erzählsituation und Kontext


Inhalt
Ein anonymer Ich-Erzähler erzählt vom Leben des polnischen Juden Jakob Heym im Warschauer Ghetto wohnte. Dieser wird, obwohl es noch nicht 20 Uhr ist, und die Ausgangssperre noch nicht begonnen hat, von einem deutschen Wachposten mutwillig auf das Wachrevier im Ghetto geschickt. Hier hört er zufällig eine Rundfunknachricht vom Vorrücken der Roten Armee. Unverhofft wird Jakob wieder aus dem Revier entlassen und findet neuen Lebensmut.

Am nächsten Tag will Mischa mit dem er oft zusammenarbeitet, bei den Deutschen Kartoffeln stehlen. Da die Chancen, dass er dabei nicht erwischt wird, praktisch bei null stehen, und er in diesem Fall erschossen würde, versucht Jakob ihn davon abzuhalten, indem er ihm vom Vorrücken der Russen erzählt. Mischa schenkt Jakob aber keinen Glauben und ist entschlossen, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Jakob kann Mischa nicht erzählen, dass er die Nachricht im Revier gehört hat, da Mischa und die anderen ihn möglicherweise verdächtigen könnten ein Spitzel zu sein, weil bisher noch kein Jude das Revier lebend verlassen hat. So lügt er ihm vor, er hätte ein Radio. Mischa glaubt ihm und sieht vom Stehlen der Kartoffeln ab.

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Erzählsituation

Der Begriff Erzählsituation (auch Erzählform oder Erzählperspektive genannt) beschreibt die Art und Weise wie eine Handlung erzählt wird. Dabei werden nach F.K. Stanzel folgende Formen des Erzählens unterschieden:

Auktoriale Erzählsituation: Der auktoriale Erzähler ist ein allwissender Erzähler, der außerhalb der Geschichte steht. Er kennt sowohl alle Personen des Stückes als auch die vollständige Handlung. Diese Form des Erzählens ist geprägt von der Vorausschau und dem Rückblick. Der Erzähler kommentiert die Handlung, gewährt Hintergrundinformationen und wertet das Geschehene. Auffallend ist eine meist starke Distanz zur Geschichte, was dem Leser eine starke Identifikation ermöglicht.
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„Josefine und ich“

Wenn Hans Magnus Enzensberger von der seltsamen, beinahe an Abhängigkeit grenzenden Wechselbeziehung zwischen dem jungen Ich-Erzähler Joachim und der huldvoll-rüstigen, alten Dame Josefine schreibt, dann fragt man sich beizeiten: Worauf läuft das hinaus? Was steht hinter diesem Wirrwarr aus merkwürdig-provozierenden Ansichten der 75-jährigen und dem Versuch des Fußball begeisterten Wissenschaftlers in ihre Gedankenwelt vorzudringen?

Die Tagebucheinträge des jungen Protagonisten jedenfalls fördern eine Vielfalt widersprüchlicher Ein- und Ansichten zu Tage, drehen sich um hohe Politik und schlechte Eigenschaften ebenso wie um zerüttete Beziehungen und das längst vergessene Künstlerleben der Josefine. Was davon ist wahr, was Fiktion? Was Erinnerung, was pure Provokation? Genau sagen kann man dies bis zum Schluss nicht. Doch durchlebt man die Diskussionen aktiv mit, wird auf neue – teils ungewohnte – Sichtweisen aufmerksam gemacht und verspürt schließlich eine eigenartige Mischung aus Erleichterung und Trauer als die alte Dame stirbt.

Ähnlich wie Joachim – der Jahre später das Tagebuch zweifelnd in die Hand nimmt, ohne zu wissen, wie es dazu kommen konnte, dass er sich einst in sehr fern erscheinenden Zeiten, dieser alten Dame so verschreiben konnte – weiß man zum Schluss nicht, wie es möglich war, das einen die Geschichte gefangen nehmen konnte.