Der Gipfel

Ein Gipfel,
stolz und unnahbar,
von hier sind die Sterne zum Greifen nah…

Ein rauer Wind,
ein ferner Blick,
es kommt die Sehnsucht mit Macht zurück.

Die Sehnsucht nach Freiheit,
nach Ewigkeit…

Zukunft, Moment und Vergangnes vereint;
In einem Gedanken – ein Tag, ein Jahr

Trennende Grenzen sind nicht mehr da.

Ein Leben,
ein Sehnen, ein Gruß an die Zeit…

Ein Gipfel,
der von der Enge befreit.

Joachim Ringelnatz (1883-1934) – Die Ameisen

Das Gedicht „Die Ameisen“ von Joachim Ringelnatz erscheint in zwei Varianten. Die erste Variante besteht aus nur einer Strophe mit sechs paarweise gereimten Versen ohne Zeilensprünge:

In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Denn auf den letzten Teil der Reise.

In der vollständigen Varianten folgt auf die erste noch eine zweite, lediglich aus 2 Versen bestehende Strophe, die ebenfalls im Paarreim gehalten ist:
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Gedanken zum Valentinstag

Auf der Suche nach Geschenken für den Valentinstag vergessen wir häufig das Naheliegendste. Denn was gibt es Schöneres als ein paar persönliche Worte an den Liebsten oder die Liebste, niedergeschrieben auf ein ausgewähltes Blatt Papier, womöglich noch mit Tusche oder Feder?

Ein paar kleine Anregungen vorab:

Weil eine Nacht
zu ruhen reicht

in deinen Armen

damit der Schatten weicht
und Licht erwacht

liebe ich dich.

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Mit allen Sinnen du

begegnen
dem Blick deiner Augen

hören
deiner Stimme Klang

den Worten, die sie ausspricht
glauben

fühlen,
kein einziger Tag ist zu lang

kosten
mit dir das Morgenlicht

vergessen
durch dich
das Wort Verzicht.

Lyrik im (Preis-)Gespräch

Bereits zum 10. Mal wurde der Lyrikpreis Meran in diesem Jahr vergeben. Neun Autoren präsentierten am 07. und 08. Mai in Lesungen ihre Gedichte. Diskussionsbeiträge der Juroren und Autoren sorgten für lebendige Auseinandersetzung mit den vorgetragenen Werken. Die rege Teilnahme – 429 Autoren hatten sich beworben, 390 wurden schließlich zugelassen – ist nur ein weiteres Indiz für die Bedeutung, die der Preis seit seiner ersten Vergabe im Jahr 1994 in der deutschsprachigen Literaturlandschaft gewonnen hat.

Den Lyrikpreis Meran der Landesregierung Südtirols erhielt in diesem Jahr der aus Warschau stammende Autor Andre Rudolph, der Alfred-Gruber-Preis der Stiftung Südtiroler Sparkassen ging an Sünje Lewejohann. Der Medienpreis des RAI-Senders Bozen wurde Carsten Zimmermann verliehen, während Christian Rosenau den Jurypreis erhielt.

Die nächste Verleihung erfolgt aller Voraussicht nach im Mai 2012.

Lebensraum

Nachts
ganz weit am Himmel oben
gibt es ein kleines Licht.

Ein einsamer Stern,
der leuchtet
und ein Lächeln erhellt mein Gesicht.

Er hat seinen Platz
in den Zeiten,
im Wechsel von Tag und Nacht.

Und so wie für ihn
ist für jeden
ein Platz im Leben gemacht.

Wie wird aus einem Manuskript ein Buch?

Oft ist es gar nicht schwer, die eigenen Ideen zu Papier zu bringen. Doch was passiert danach?

Bevor der Text in der Schublade verstaubt, ist es den Versuch wert, das Geschriebene unter die Menschen zu bringen. Das haben andere auch schon erfolgreich versucht. Man denke nur an Joanne K. Rowling und ihren Harry Potter 😉 Doch auch wenn man nicht von Kindesbeinen an geplant hat, Schriftsteller zu werden und auch wenn das Manuskript keinen Bestseller-Status erreicht: Warum sollte es mit einer Veröffentlichung nicht trotzdem klappen?

Auf dem Weg zu einer erfolgreichen Veröffentlichung liegen allerdings ein paar Steine, die man kennen sollte, um nicht darüber zu fallen und am Ende ein Buch in den Händen zu halten, dass wirklich ein gelungenes Gesamtkonzept ist.

Was muss man beachten?

Der wahrscheinlich wichtigste Punkt ist: lohnt sich der Aufwand überhaupt? Gefällt, was ich geschrieben habe nur mir oder auch anderen? Auf keinen Fall sollte man sich scheuen, andere um Rat zu fragen. Am besten Menschen, denen man vertraut und deren Ehrlichkeit man auch in anderen Lebensbereichen schon schätzen gelernt hat.

Hat man ein positives Feedback bekommen, stehen weitere Entscheidungen an: Was will ich mit meinem Text erreichen? Welche Leser möchte ich ansprechen? In welchem Zielraum sollte das Buch erscheinen? Was kann ich tun, damit das Buch auch wirklich gelesen wird? Wie könnte es gestaltet sein?

Erst wenn man selbst konkrete Vorstellungen hat und ein durchdachtes Konzept aufweisen kann, sollte man sich einer weiteren zentralen Frage und damit dem nächsten Schritt zuwenden: An welchen Verlag könnte ich mich wenden?

Die Ideensammlung

Oft schwirren uns viele Ideen durch den Kopf. So manches Mal lässt sich keine davon recht fassen. Im Alltag fehlt nicht selten auch die Zeit, weiterzudenken und hat man die Zeit, dann ist die Idee längst wieder weg.

Wer sich ernsthaft mit dem Schreiben beschäftigen möchte, sollte sich keine dieser Ideen entgehen lassen. Schließlich weiß man vorher nie so genau, bei welchem Gedanken es sich schlussendlich lohnt, ihn weiterzuverfolgen. Hilfreich ist ein kleiner Block mit Stift, so klein, dass er in jede Hosentasche passt und bei jeder Gelegenheit zur Hand ist. Oft reichen schon wenige Worte schnell niedergeschrieben, um die Idee festzuhalten. So kann man sie später immer wieder nachvollziehen.

Nimmt man sich dann die Zeit, über ein Thema nachzudenken, kommt man häufig an einem bestimmten Punkt nicht weiter. Nicht immer ist in diesem Moment die kleine Denkpause das Richtige. Manchmal braucht es eher eine neue Sicht auf die Dinge. Dabei hilft das so genannte Clustering:

Ein Blatt Papier hervor holen, in die Mitte das Thema schreiben, einen Moment inne halten und einfach darauf los schreiben. Ob einzeln oder in Wortgruppen, logisch sortiert oder bunt durcheinander – schreiben sie ihre Gedanken, Gefühle und Bilder auf, so wie sie ihnen einfallen. Lassen sie die Ideen zu und versuchen sie nicht, sie in eine bestimmte Richtung zu zwingen.

Diese kreative Arbeitstechnik, bei der die spontanen Einfälle im Kreis um das Ausgangswort herum geschrieben werden, lässt so manches vergessen geglaubte Wissen wieder an die Oberfläche kommen. Oft entwickeln sich dabei von einem Wort aus regelrechte Gedankenketten.

Sie werden sehen, das hilft aus so mancher Blockade wieder heraus zu kommen.