Bastian Sick in Bozen

„Ich kann nun mal nur Grammatik.“
Bastian Sick am 23.03.2012 im Bozner Waltherhaus.

Na ja, das dafür aber umso besser. Und von „nur“ kann bei aller Bescheidenheit auch nicht die Rede sein. Allein die Inszenierung des Auftrittes verrät: Da ist ein echter Profi am Werk und zwar bei weitem nicht nur, was die Grammatik betrifft.

Im ausverkauften Theatersaal weist der Autor der Zwiebelfisch-Kolumne augenzwinkernd charmant auf die Irrungen und Wirrungen der deutschen Sprache hin und hatte, nach erst 3-tägigem Aufenthalt in unserem Alpenland, auch schon allerlei Schnappschüsse aus dem Südtiroler Sprachdschungel im Gepäck.

„Wie gut ist Ihr Deutsch?“ so der Titel seines neuesten Werkes und zugleich auch das Programm des Abends. Und so kamen denn auch einige Quizfragen sogleich aufs Tableau, überraschende Erkenntnisse inbegriffen.

Erheiternd vor allem Herrn Sicks schmunzelnde Blicke auf die „emanzipatorische Aufholjagd“, den Versuch, jegliche Begriffe männlichen Geschlechts auszumerzen, wie er gerade einmal mehr in den Schweizer Amtsstuben gewagt wird. Ein Versuch, der, ausgetragen auf dem Rücken der deutschen Sprache, durchaus beängstigende Ausmaße anzunehmen im Stande wäre. Vor allem, wenn die vom Autor unter anderem prognostizierten Bezeichnungen „Tag des austragenden Elter“ und „Tag des einschenkenden Elter“ für den Mutter- und den Vatertag tatsächlich Realität würden.

Zum Abschluss des unterhaltsam-lehrreichen Abends intonierte Bastian Sick ein überaus treffendes „Lied zum Buch“, nicht ohne damit einen Seitenhieb auf den allgegenwärtigen Marketingapparat zu platzieren. Wies er doch vorab daraufhin, dass jener allzu gern ein wenig übertreibt. Beispielsweise dann, wenn nach der Neuverfilmung literarischer Klassiker, sogleich auch das Buch neu aufgelegt wird; natürlich versehen mit dem Aufkleber „Das Buch zum Film“.

Das „Lied zum Buch“ in seiner Gänze zu stenographieren, war mir zwecks Faszination und Dunkelheit im Saale nicht möglich. Was im Gedächtnis blieb und dort ob seiner einfachen und unbezwingbaren Wahrheit einen festen Platz gefunden hat, ist der Refrain, der, frei zitiert – der Autor ist gebeten mir zu verzeihen – in etwa wie folgt geklungen hat:

„Zweifellos kannst du kommunizieren, doch das können Fische auch. Doch wie gut ist dein Deutsch? […] Durch die Sprache wird bestimmt, was wir denken, wer wir sind.“

In diesem Sinne bleibt nur zu hoffen, dass ein weiteres Zitat des Abends wahr werden möge: „Bastian, es ist soweit, die Bevölkerung schlägt zurück!“ Im positiven Sinne natürlich, mit sorgfältig gesetzten Worten und hoffentlich ansprechendem Stil.

Ich jedenfalls habe die ersten drei Bände der Reihe „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“, die dereinst in schöner Regelmäßigkeit Einzug in meinen persönlichen Lektürekanon gehalten haben, noch am Sonntag wieder zur Hand genommen. Aus Freude an der Sprache, und als Vorbereitung auf das Lesen des Quizbuches „Wie gut ist Ihr Deutsch?“, das sich am Freitagabend zu ihnen gesellt hat.

2 Gedanken zu „Bastian Sick in Bozen“

  1. Lieber Bastian,
    großartig. Einfach treffend das „Lied zum Buch“. Vielen Dank für den Link und Ihren Kommentar. Ich wünsche Ihnen weiterhin viele wortgewaltige Fundstücke und jede Menge Freude mit all den Dingen, die Ihnen begegnen mögen.
    Liebe Grüße
    Sandra

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