Autorenbegegnungen in Südtirol

Das Südtiroler Kulturinstitut lädt regelmäßig Schriftsteller zu besonderen Begegnungen ein. Für mich gibt es dieses Jahr gleich zwei gute Gründe hinzugehen:

Die zentrale Frage „Wie gut ist Ihr Deutsch?“ die der Autor und Kolumnist Bastian Sick in gewohnt augenzwinkernder Weise am 23.03.2012 um 20 Uhr im Bozner Waltherhaus stellen wird.

Und die Erinnerungen an die DDR, die lebendig werden, wenn Joachim Gauck am 16.04.2012 (ebenfalls im Waltherhaus in Bozen) aus seinen Lebenserinnerungen „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“ lesen wird. Da trifft alte Heimat auf Neue. Das kann ich mir unmöglich entgehen lassen, vor allem deshalb nicht, weil ich diesen Mann, der vor der Wiedervereinigung Deutschlands eine wichtige Persönlichkeit des Widerstandes und danach Erster Beauftragter für Stasi-Unterlagen war, schon immer einmal persönlich treffen wollte.

Literatur in Eppan, Südtirol

w|ort|reich – so der Titel einer Ausstellung, die zwischen dem 23. März und dem 31. Mai im Lanserhaus in Eppan an der Südtiroler Weinstraße Station macht. Einer Ausstellung, die sich den Autoren widmet, die in und an verschiedenen orten der Überetscher Gemeinde gewirkt haben. Aber nicht nur den Autoren und orten, sondern vielmehr den worten, die aus ihrer Feder flossen, gilt das Hauptaugenmerk.
„Literatur in Eppan, Südtirol“ weiterlesen

Die Dolomiten in der Literatur

Dass von den bleichen Bergen nicht nur für Geologen, Biologen und Mineralogen eine ungeheure Inspiration ausgeht, zeigt die große Zahl an Künstlern, die sich in den Dolomiten aufgehalten oder sich mit ihnen beschäftigt haben.

Die Dolomiten in der Literatur

Von Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu Georg Trakl bereisten viele Schriftsteller aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum Südtirol und die Dolomiten.

Dabei haben es vor allem die Nördlichen Dolomiten den Autoren angetan. Peter Altenberg reiste auf den Falzaregopass, zum Pass Tre Croci und zum Pordoijoch. Hugo von Hofmannsthal ist 1901 im Cadorin auf Hochzeitsreise mit Gerty Schlesinger. In Welsberg im Pustertal erlebt er 1907 mit Arthur Schnitzler eine aktive Schaffensperiode.

„Die Dolomiten in der Literatur“ weiterlesen

Persönlichkeiten der Aufklärung, der Empfindsamkeit des Sturm und Drang

Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), einflussreicher Genfer Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturforscher und Komponist, Wegbereiter der Französischen Revolution, Werke: Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts (Politisches Hauptwerk), Emile oder Über die Erziehung (pädagogisches Hauptwerk), Julie ou la Nouvelle Héloïse, Les Confessiones.

René Descartes (auch Renatus Cartesius) (1596-1650), französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler, Begründer des frühneuzeitlichen Rationalismus, Erfinder der analytischen Geometrie, Schriften wurden 1663 Schriften vom Vatikan auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt, Werke: „Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung“, „Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“ (ein Hauptwerk des Rationalismus), „Die Prinzipien der Philosophie“.
„Persönlichkeiten der Aufklärung, der Empfindsamkeit des Sturm und Drang“ weiterlesen

Bertolt Brecht – Aufgaben des Schriftstellers

„Der Schriftsteller“ ist nachzulesen in Bertolt Brecht, Gesammelte Werke in 6 Bänden, suhrkamp taschenbuch, 2005.

Schwerpunkt des Textes ist Brechts Verständnis von den Aufgaben eines Schriftstellers. Dabei werden diese wie folgt umrissen:

Erkenntnis des Zustandes der Gesellschaft, Analyse desselben und die wahrheitsgetreue Wiedergabe, dessen, was vorgeht. Ein Schriftsteller habe demnach die Pflicht, Situationen nicht zu verschönern oder „erfreulichere Bilder des menschlichen Lebens zu entwerfen“.

Das gilt solange bis er die Ursachen für aktuell vorliegende Probleme und probate Lösungen zur Verbesserung der Situation gefunden hat. Der Schriftsteller soll also, ebenso wie der Arzt, erst dann von Besserung sprechen, d.h. hoffnungsvollere Bilder entwerfen, wenn er sich über die Ursachen für die Missstände im Klaren ist und Lösungsmöglichkeiten anbieten kann. Denn von Besserung zu reden, wenn offensichtlich ist, dass das Gegenteil eintritt, ist Verschleierung und dient nachfolgenden Generationen nicht in ihren Bestrebungen, alte Fehler nicht zu wiederholen. Brecht betont damit die Rolle des Schriftstellers in der Geschichte und für die Weiterentwicklung des Menschen. Denn was schriftlich niedergelegt wurde, ist den Menschen Orientierung und Anleitung und kann dazu beitragen, das eine gesamtgesellschaftliche Besserung verwirklicht werden kann.

Zudem fällt dem Schriftsteller dabei aber auch die Aufgabe zu, zu entscheiden inwieweit der Leser die Wahrheit vertragen kann. Dass heißt, der Schriftsteller muss sich bei der Vermittlung der Wahrheit deren schmerzhafter Wirkung und seiner Verantwortung diesbezüglich bewußt sein.

Literaturhotels

Eine, wie ich finde tolle, Einrichtung für lesebegeisterte oder schreibwütige Urlauber, nimmt immer mehr Raum in der deutschsprachigen, europäischen und hoffentlich auch bald der Südtiroler Hotellandschaft ein.

Nach einem Artikel über das Literaturhotel Franzosenhohl im Magazin Textart, mal eben schnell Literaturhotels gegoogelt, und sage und schreibe 59.800 Einträge gefunden. Und ich dachte immer, das Hotel Zur Bleiche im Spreewald, über das ich schon vor Jahren mal im Zusammenhang mit einer Hotelrecherche gestolpert bin, ist da der einzige Lichtblick im Urlaubsgrau. Doch scheinbar entdeckt die Zunft der Hoteliers das Potential ruhesuchender Schriftsteller.

Toll, wenn dabei das Angebot an Lesungen, Workshops und Seminaren weiterhin so wächst. Allein das Stöbern auf den folgenden Webseiten, macht Lust auf Schreib-Urlaub:

Literaturhotel Franzosenhohl – Iserlohn
Hotel Zur Bleiche Resort & Spa – Spreewald
Gutshotel Groß Breesen. 1. Bücherhotel Deutschlands – Groß Breesen 
Hotel Wedina – Hamburg
Literaturhotel Friedenau – Berlin
Literaturhotel Seevilla – Altaussee/Österreich

Noch mehr Literaturhotels (europaweit) gibt’s auf der Webseite der Bibliotels.

Daniel Quinn: Ismael

„Gibt es ohne den Menschen Hoffnung für den Gorilla?“

Gefangenschaft ist das zentrale Thema der ungewöhnlichen Lehrstunden, die ein desillusioniertes Schriftsteller zu nehmen beginnt. Ungewöhnlich nicht nur das Thema, sondern zunächst einmal der Lehrer. Denn als der Schriftsteller zum in der Anzeige in einer Tageszeitung genannten Treffpunkt kommt erwartet ihn in einer Altbauwohnung ein ausgewachsener Gorilla.

Die Sicht auf die menschliche Zivilisation, die Ismael, dem Schriftsteller bieten kann, geht weit über das hinaus, was ein Mitglied dieser Zivilisation über den Umgang der Menschen mit der Welt, zu denken gewöhnt ist.

In zahlreichen Stunden entwickeln die beiden im telepathischen Gedankenaustausch eine Vision von der Welt, wie sie sein könnte, wenn der Mensch nicht meinen würde, die Welt sei erschaffen worden, ihm untertan zu sein. Unglaublich, aber mehr als einleuchtend, zeigt der Gorilla als Außenstehender dem Menschen auf wie die kulturelle Entwicklung sich selbst zu rechtfertigen versucht. Er nennt die kulturelle Prägung „Mutter Kultur“ und verdeutlicht zudem wie schwer es ist, sich von ihrem Einfluss zu lösen.

Durch die Augen Ismael gelingt es Daniel Quinn Widersprüche im Leben der Nehmer, derer, die sich gern als „zivilisierte“ Menschen bezeichnen, aufzudecken. Den Nehmern gegenübergestellt ist die Lebensweise der Lasser, jener Menschen, die von uns gern als unzivilisiert betrachtet werden, deren Art zu existieren, jedoch im Einklang mit der Evolution steht.

Philosophisch, aufschlussreich und unbedingt lesenswert, für alle Zweifler und die, die es werden wollen. Und zu recht trägt die englische Originalausgabe den Untertitel: „An Adventure of the Mind and Spirit“. Denn die zentrale Frage bleibt nicht: „Gibt es ohne den Menschen Hoffnung für den Gorilla?“ sie lautet viel mehr: „Gibt es ohne den Gorilla Hoffnung für den Menschen?“

Literaturtage in Bruneck

Bruneck wagt etwas Neues. Erstmals werden in den kommenden Wochen Literaturtage zur Ehrung eines einheimischen, zeitgenössischen Schriftstellers stattfinden. Eines Schriftstellers, der nicht immer mit allem einverstanden ist und mit dem nicht immer alle einverstanden sind.

Joseph Zoderer ist, was man einen Kritiker nennt, ein Kritiker an sich selbst, an der Heimat und an der Gesellschaft. Seit 1981 betätigt er sich als freier Schriftsteller und hat das Pustertal als seinen Wohnort gewählt. Geprägt von den Themen Identitätsfindung, Zerissenheit und Abschied ist sein Werk. In den vergangenen 30 Jahren erhielt Zoderer für sein Werk eine Vielzahl an internationalen Preisen, darunter den Hermann Lenz Preis im Jahr 2003.

Zu seinem 75. Geburtstag nun richtet die Stadt Bruneck in Zusammenarbeit mit dem Museion, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Bozen, und verschiedenen Kulturzentren die „Literaturtage randlos“ aus. Mehr als 20 Autoren aus 7 Ländern werden in 3 Sprachen an diesem literarischen Austausch im Monat November teilnehmen. Lesungen, Filme, Ausstellung und Diskussionsrunden kreisen um Leben und Werk des viel diskutierten Autors. Das Programm verspricht spannend zu werden.