Daniel Kehlmann „Die Vermessung der Welt“

Kann die Vermessung der Welt am Schreibtisch erfolgen? Kann es wissenschaftlichen Fortschritt geben, ohne das die Forscher die Welt im praktischen Sinne entdecken? Inwieweit prägt Reisen den Menschen? Und welche Verbindungen ergäben sich, aus einer vorbehaltlosen Zusammenarbeit von Wissenschaftlern?

Der Themenkreis der fiktiven Doppelbiographie, mit der Daniel Kehlmann hitzige Diskussionen angeregt hat, ist breit. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Es stehen sich der Mathematiker Karl Friedrich Gauß und der Naturforscher Alexander von Humboldt gegenüber, deren sehr verschiedene Lebenswege sich bei einer Tagung kreuzen. Fortan bleiben beide in Kontakt und tauschen sich über Forschungsergebnisse, Meinungen und gelegentlich auch Privates aus. Abwechselnd berichtet der Erzähler aus beider (teils fiktiver) Biographien.

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Kein Zeichen zuviel – Was Social Networks den Schreibenden lehren können

Jeder 8. Deutsche verfügt über einen aktiven Facebook Acount, Politik und Industrie kommunizieren via Twitter, auf verschiedenen Portalen finden sich Schulfreunde wieder – Social Networks legen ein rasantes Wachstum an den Tag. Sie verbinden Menschen in Echtzeit und lassen Distanzen schrumpfen.

Unabhängig davon, dass all diese Systeme Datenschützern negativ aufstoßen, dass die Diskussion um den „gläsernen Menschen“ durch den unmittelbaren und wenig gefilterten Datenaustausch neu entfacht worden ist, und dass in kaum einem anderen Medium so wenig auf korrekte Schreibweise und Ausdruck geachtet wird, könnte uns diese Entwicklung trotz allem in sprachlicher Hinsicht einiges lehren.

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Wenn Komiker Ernst machen

„Ich bin dann mal weg“, sagte Hape Kerkeling und machte sich auf die Reise nach Santiago de Compostela. Vier Jahre liegt das Erscheinen des Buches zurück. Was bleibt, ist ein überaus unterhaltsamer, sehr nachdenklicher und rundum fesselnder Bericht seiner Reise auf dem Jakobsweg. Und der Wunsch, dass dieser feinsinnige Humor, der so ganz anders ist als alles, was man bis zu diesem Buch von Kerkeling gewöhnt war, uns noch lange erhalten bleibt.

Sechs Wochen zu Fuß, alles Nötige auf dem Rücken, 600 Kilometer voller Entbehrungen, Einsamkeit, Stille. Aber auch sechs Wochen voller unerwarteter Begegnungen, witziger Geisteblitze und tiefer Einsichten; jeder Schritt Selbstüberwindung bis hin zu der überraschenden Erkenntnis angesichts der Kathedrale von Santiago: Ja, ich habe es geschafft.

Eine Reise zu den Grundbedürfnissen des Menschen, die zeigt: Einen Blick nach innen zu riskieren, lohnt sich.

Empfehlung: Unbedingt lesenswert

Sprache in Zeiten der Globalisierung

Die Welt wächst zusammen. Und mit diesem Zusammenwachsen bisher weit voneinander entfernter Kulturen und Nationalitäten eröffnen sich jedem einzelnen von uns immer neue Möglichkeiten. Möglichkeiten, die allerdings auch bestimmte Voraussetzungen erfordern. Wie zum Beispiel soll ich mit jemandem am anderen Ende der Welt kommunizieren. Wie soll ich ihn verstehen, wie er mich?

Möglich wird eine effiziente Nutzung der Chancen, die uns die Globalisierung bietet, nur über eines: das Erlernen von Fremdsprachen. Doch wann soll man damit beginnen, eine Fremdsprache zu erlernen beziehungsweise zu lehren? Wie funktioniert der Fremdsprachenerwerb? Schadet ein frühes Fremdsprachentraining einem Kind?

Zunächst einmal sei gesagt: Je früher der Fremdsprachenerwerb beginnt, desto müheloser und effizienter wird eine Sprache erlernt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ab dem 7., spätestens aber mit dem 10. Lebensjahr, das Sprachenlernen immer schwieriger wird, vor allem weil es ab dem 10. Lebensjahr immer schwieriger wird, die Sprachmelodie der Fremdsprache gut umzusetzen.

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Hermann Hesse “Über das Glück”

„Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.“

Das zumindest vekündet der Umschlagtext.

Das diese Liebe, dieses Glück für den Autor, für den Menschen Hesse viel tiefer geht, zeigt diese Sammlung an Tagebuchauszügen, Gedichten und Gedanken.

Auf der Spur eines ganz eigenen, nachahmenswerten Verständnisses vom Glück ist dieses Buch ein wahres Kleinod für jeden, der sich wie Hesse selbst auf die Suche begibt. Auf die Suche nach Momenten des vollkommen Glücks im eigenen Leben. Momenten, die so flüchtig und zugleich so bleibend sind, dass man noch Jahre später davon zehren kann. So wie Hesse es tat. Stimmungen, persönliche Eindrücke und weltumfassende Einsichten vermag kaum ein anderer so anschaulich, so einfühlsam und berührend in Worte zu fassen, wie er, der sein Leben lang dem Glück nachspürte, es zu fassen, zu beschreiben, nachzuempfinden suchte.

In der Erinnerung an die Tage der frühesten Kindheit finden sich diese Momente des Glücks am reinsten und vollkommensten, sagt Hesse. Doch auch in späteren Jahren kann man das Glück erhaschen. Im Lächeln eines Kindes, im Ziehen der Wolken über einen sommerlich blauen Himmel, in der Freude einer schlichten Bootsfahrt. Begeben wir uns also beim Lesen dieser Betrachtungen auf unsere ganz persönliche Suche nach Momenten in unserem Leben, die es in der Erinnerung zu bewahren lohnt. Und wenn wir dann in der Morgensonne im Süden Südtirols, unter einem Apfelbaum sitzend vom Lesen aufschauen und sich ein Sonnenstrahl im Flügelschlag eines Schmetterlinges bricht, dann wissen wir genau, was Hesse bewegte.

Empfehlung: Unbedingt lesenswert

Simon Beckett “Voyeur”

Diffizil, feinsinnig und beinahe plastisch in seinen Beschreibungen, beinahe so wie man ihn aus seinen späteren Werken kennt, lässt Simon Beckett in seinem Erstlingswerk einen tiefen Blick zu in die Abgründe des Menschseins. Einen Blick auf das, was der Mensch zu tun im Stande ist, wenn Besessenheit sein Motor ist. Eine besondere Intensität der Beschreibung entsteht durch die Perspektive des Ich-Erzählens. Hautnah erlebt der Leser die Gedanken, Gefühle und Eindrücke der Hauptfigur Donald Ramsey mit.

Leidenschaft, ja Obsession ist es, die den Londoner Kunsthändler antreibt. Doch nicht im wahren Leben sondern nur in seiner Phantasie lebt er sie aus. Seine ganz private Sammlung erotischer Kunstwerke ist das einzige Ziel seiner Leidenschaft. Bis er eines Tages Anna als Assistentin für seine Galerie einstellt. Vollkommen zufällig beobachtet er sie eines Abends als sie sich umzieht.

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„Wörter machen Leute.“

So lautet in Kurzform ein weiterer Buchtitel des vielfach zitierten „Sprachpapstes“ (Bastian Sick). Und spätestens wenn man sich eines der Sachbücher von Wolf Schneider zur Hand nimmt, dann weiß man: Der Mann hat recht.

Schlüssig, klar, ohne überflüssiges Beiwerk und zeilenfüllende Raumhascherei bringt er mit seinen Werken auf den Punkt, was den Deutschen aller Branchen und Altersgruppen heute teilweise so schwer fällt: Texte zu schreiben, die Inhalte verständlich transportieren, die Zielgruppe erreichen und die, trotzdem – oder gerade deshalb, angenehm zu lesen sind, ja sogar mitreißen und den Leser nicht mehr los lassen. Selten ist mir ein Sachbuch zum Thema „Wie verfasse ich gelungene Texte?“ begegnet, dass mir beim Lesen so viel Freude bereitet hat.

„Deutsch für junge Profis. Wie man gut und lebendig schreibt“ ist keinesfalls nur etwas für (junge) Profis. Im Gegenteil, jeder der plant etwas zu schreiben, sollte, vor allem, wenn er auch gelesen werden will, mehr als einen Blick in Schneiders Werke riskieren.

In 32 Schritten führt der Stilkritiker den Leser auf den Weg zu einem besseren Stil – immer mit einem Lächeln auf den Lippen. So muss sich beispielsweise niemand angegriffen fühlen, wenn Wolf Schneider in einer der Lektionen des Handbuches charmant auf die Mängel und Tücken einer Formulierung verweist, die man selbst bisher mit besonderer Vorliebe verwendet hat.

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Sprache hat Macht

Eine Macht, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Eine Macht, die wenn sie richtig genutzt wird, etwas bewegen und Gutes erreichen kann. Viele Menschen, unter ihnen große Künstler, Politiker und Wissenschaftler, haben diese Macht im Laufe der Jahrhunderte erkannt und sie genutzt. Für sich und zum Wohle der Menschheit.

Verhüllend und zugleich entblößend, lebendig und traurig, kraftvoll und schwach, bildhaft und floskelarm – das alles kann, das alles sollte Sprache sein. Nur wenn Sie bewegt, dann erreicht sie auch, dann fällt, was sie säen möchte auf fruchtbaren Boden. Wie Sprache so wird? Indem man sie achtet und schätzt, indem man sie verwendet, wenn es sie braucht und ruhen lässt, wenn es nichts mehr zu sagen gibt.

Doch eben weil die Sprache so ist, wie sie ist, ja im wahrsten Sinne des Wortes (wort)gewaltig sein kann, ist sie ebenso oft auch missbraucht worden. Missbraucht um Menschen zu unterdrücken, Unwahrheiten zu verbreiten und andere zu verleumden.

Der Umgang mit ihr sollte deshalb vor allem eines sein: sorgsam, gepflegt, durchdacht und maßvoll. Denn einmal gesagt kann ein Wort nicht wieder zurückgenommen werden. Hat es sich auf den Weg gemacht, kann es nicht mehr aufgehalten werden und wird seine Wirkung entfalten. Unaufhaltsam und umfassend, intensiv und endgültig.

Lyrik im (Preis-)Gespräch

Bereits zum 10. Mal wurde der Lyrikpreis Meran in diesem Jahr vergeben. Neun Autoren präsentierten am 07. und 08. Mai in Lesungen ihre Gedichte. Diskussionsbeiträge der Juroren und Autoren sorgten für lebendige Auseinandersetzung mit den vorgetragenen Werken. Die rege Teilnahme – 429 Autoren hatten sich beworben, 390 wurden schließlich zugelassen – ist nur ein weiteres Indiz für die Bedeutung, die der Preis seit seiner ersten Vergabe im Jahr 1994 in der deutschsprachigen Literaturlandschaft gewonnen hat.

Den Lyrikpreis Meran der Landesregierung Südtirols erhielt in diesem Jahr der aus Warschau stammende Autor Andre Rudolph, der Alfred-Gruber-Preis der Stiftung Südtiroler Sparkassen ging an Sünje Lewejohann. Der Medienpreis des RAI-Senders Bozen wurde Carsten Zimmermann verliehen, während Christian Rosenau den Jurypreis erhielt.

Die nächste Verleihung erfolgt aller Voraussicht nach im Mai 2012.

250.000 – Die Zahl des Tages

250.000 Wörter umfasst in etwa die deutsche Sprache, so sagt es das Wörterbuch.

Doch streng genommen kann man die Zahl deutscher Wörter nicht begrenzen, denn durch die dem Deutschen eigenen Regeln der Wortbildung ist die deutsche Sprache eigentlich beliebig erweiterbar.

Der aktive Wortschatz eines einzelnen Menschen liegt in jedem Falle weit unter dieser Summe. Für das Lesen einer normalen Tageszeitung beispielsweise benötigt man nur rund 3.000 Wörter.