Durch die verschiedenen Protagonisten bringt Goethe im „Prolog im Himmel“ zum einen seine Schätzung und Bewunderung für den Schöpfer und seine Schöpfung zum Ausdruck. Zum anderen entwirft er im Dialog zwischen dem Herrn und Mephistopheles ein Menschenbild.
Wie die Erzengel empfindet auch er die Macht der Elemente wie Sonne, Licht und Wasser, aber auch die im Gegensatz stehenden Elemente wie Donner, Blitz und Naturkatastrophen als Einheit der von einem ewig wirkenden Gott erschaffenen Schöpfung.
Die Krönung der Schöpfung aber ist der Mensch. Obwohl leicht beeinflussbar und oftmals zur Inaktivität neigend („Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, er liebt sich bald die unbedingte Ruh;“) besitzt jeder Mensch die Fähigkeit, Gutes und Böses zu unterscheiden („Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“).
Aufgrund dessen ist Goethe davon überzeugt, dass der Mensch sein Leben selbst in die Hand nehmen und sich zu einem vollkommenen Menschen entwickeln kann, da er im Innersten vernunftbegabt ist. Auch wenn er, um seine Wünsche, Träume und Ziele zu erreichen, nicht immer im Sinne seines Schöpfers handelt und leicht vom rechten Weg abzubringen ist („Es irrt der Mensch, solang er strebt.“).
Mephistopheles, der nur das Leid und Elend der Menschen sieht, versucht diese Neigung der Menschen zu nutzen, um sie vom rechten Weg abzubringen und sie von Gott zu entfernen. Die zwischen dem Herrn und Mephistopheles abgeschlossene Wette und die weitere Entwicklung bringen Goethes Auffassung zum Ausdruck, dass ein gelehrter und nach Wissen strebender Mensch sich anfangs verführen lässt, jedoch dass am Ende doch die Vernunft siegt und er auf den rechten Weg zurückgelangt und Erlösung findet.
Goethe hat auch große Ehrfurcht vor Gott. Gott verkörpert für ihn die alles umgebende, alles einschließende Natur, aus der alles entstanden ist und zu der wieder alles zurückkehren wird.
3 Gedanken zu „J.W. von Goethe – Faust – Prolog im Himmel“