J.W. von Goethe – Faust und die Vernunft

Vernunft und Wissenschaft als höchste menschliche Kraft? Fausts Einschätzung zum Schluss:

Faust, der Wissenschaftler, der alle Fakultäten der Universität durchlaufen hat und vom Schüler zum Wissenschaftler und Lehrer geworden ist, hat erkannt, dass die menschliche Wissenschaft immer an ihre Grenzen stößt; dass die menschliche Vernunft, bei aller Unbegrenztheit, sich immer wieder als endlich erweist und somit dem Menschen die ganze Wahrheit des Kosmos und seiner menschlichen Existenz verschlossen bleibt.

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J.W. von Goethe – Faust – Die Gretchenfigur

Gretchen ist jung, hübsch und stammt aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Sie wird als sehr wohlerzogen, tugendhaft und schüchtern beschrieben. Ihre naive, kindliche Seite wird durch den Namen „Gretchen“ verdeutlicht. Das ist auch der Grund, warum Goethe diesen Übernamen verwendet und nicht ihren vollständigen Namen Margarete.

Obwohl sie noch so jung ist, hat sie aber durch die Pflege und den frühen Tod ihrer kleinen Schwester grundlegende menschliche Erfahrungen erworben, verfügt über Feinfühligkeit und ahnungsvolle Sensibilität. Gretchen ist streng gläubig und lebt nach den Regeln der Kirche, von der Welt selbst jedoch, weiß sie wenig. Ihr Weltbild ist geprägt vom Glauben und von dem, was sie in der Kirche lernt.

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Daniel Quinn: Ismael

„Gibt es ohne den Menschen Hoffnung für den Gorilla?“

Gefangenschaft ist das zentrale Thema der ungewöhnlichen Lehrstunden, die ein desillusioniertes Schriftsteller zu nehmen beginnt. Ungewöhnlich nicht nur das Thema, sondern zunächst einmal der Lehrer. Denn als der Schriftsteller zum in der Anzeige in einer Tageszeitung genannten Treffpunkt kommt erwartet ihn in einer Altbauwohnung ein ausgewachsener Gorilla.

Die Sicht auf die menschliche Zivilisation, die Ismael, dem Schriftsteller bieten kann, geht weit über das hinaus, was ein Mitglied dieser Zivilisation über den Umgang der Menschen mit der Welt, zu denken gewöhnt ist.

In zahlreichen Stunden entwickeln die beiden im telepathischen Gedankenaustausch eine Vision von der Welt, wie sie sein könnte, wenn der Mensch nicht meinen würde, die Welt sei erschaffen worden, ihm untertan zu sein. Unglaublich, aber mehr als einleuchtend, zeigt der Gorilla als Außenstehender dem Menschen auf wie die kulturelle Entwicklung sich selbst zu rechtfertigen versucht. Er nennt die kulturelle Prägung „Mutter Kultur“ und verdeutlicht zudem wie schwer es ist, sich von ihrem Einfluss zu lösen.

Durch die Augen Ismael gelingt es Daniel Quinn Widersprüche im Leben der Nehmer, derer, die sich gern als „zivilisierte“ Menschen bezeichnen, aufzudecken. Den Nehmern gegenübergestellt ist die Lebensweise der Lasser, jener Menschen, die von uns gern als unzivilisiert betrachtet werden, deren Art zu existieren, jedoch im Einklang mit der Evolution steht.

Philosophisch, aufschlussreich und unbedingt lesenswert, für alle Zweifler und die, die es werden wollen. Und zu recht trägt die englische Originalausgabe den Untertitel: „An Adventure of the Mind and Spirit“. Denn die zentrale Frage bleibt nicht: „Gibt es ohne den Menschen Hoffnung für den Gorilla?“ sie lautet viel mehr: „Gibt es ohne den Gorilla Hoffnung für den Menschen?“

Welttag des Buches

Heute ist der Welttag des Buches. Statistische Erhebungen allerorten: Südtirols Bibliotheken beispielsweise haben einen Buchbestand von rund 2,8 Millionen Exemplaren und rund 140.000 aktive Nutzer.

Also warum nicht selbst mal wieder zu einem guten Buch greifen? Schließlich steht das Wochenende vor der Tür. Hier ein paar Tipps:

Jack Dann, „Die Kathedrale der Erinnerung“, Bastei-Lübbe 1995
Historischer Roman um Leonardo da Vinci, den Querdenker der Wissenschaft, der mit einer ganz besoderen Fähigkeit hadert: Nicht vergessen zu können.

Daniel Kehlmann, „Die Vermessung der Welt, Rowohlt Verlag, Reinbek 2005
Wenn ein Mathematiker und ein Naturforscher in einen Wettstreit treten – Die fiktive Doppelbiographie von Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt regt zum Nachdenken an – und nicht selten auch zum Schmunzeln.

Jürgen Todenhöfer, „Wer weint schon um Abdul und Tanaya?“, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2003
Noch immer brandaktuelles Sachbuch gegen den Irakkrieg und über die Folgen, die eintreten, wenn der Mensch über die Rache die Gerechtigkeit aus den Augen verliert.