J.W. von Goethe – Faust und Wagner

Der Forscher und der strebende Student: Faust und Wagner sind zwei sehr unterschiedliche Typen von Wissenschaftlern.

Faust, der ein Leben lang geforscht und studiert hat, gehört zu den gelehrtesten Männern seiner Zeit. Er achtet alle Menschen, ob einfache oder studierte, gleich und ist bei ihnen sehr beliebt. Faust ist ständig auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und des Menschseins („Das ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“).

Er ist der Natur verbunden, betrachtet die Dinge mit viel Gefühl und will alles verstehen, auch wenn es sich um etwas Übersinnliches handelt und er es deshalb nicht beweisen kann. Faust lehnt Bewunderung ab und lebt zurückgezogen. Nachdem er sich alles irdische Wissen angeeignet hat, will er sein Wissen mit Magie erweitern, denn er fühlt sich, in dem was er kann, gefangen.

Als ihm der herbeigerufene Erdgeist jedoch klar macht, dass er, was er zu erfahren wünscht, nicht verstehen könnte, spielt er mit Selbstmordgedanken. Die Erinnerung an seine Jugend, hervorgerufen durch den Gesang vom Chor der Engel am heraufziehenden Ostermorgen, hält ihn von diesem Vorhaben ab und er versucht, wie die anderen Menschen mit dem Alltag klarzukommen.

Wagner ist das Gegenstück zu Faust. Er ist ein Schüler von Faust und bewundert ihn wegen seines großen Wissens. Er ist nur bestrebt das Wissensniveau seines Lehrers zu erreichen, um dafür ebenso bewundert zu werden. („In dieser Kunst möchte ich was profitieren, denn heutzutage wirkt das viel.“)

Sein Lebenssinn sind jedoch nicht das Begreifen und die Erforschung des Neuen. Der Sinn seines Daseins besteht lediglich darin, Bücher zu lesen und sich das Wissen, das andere Menschen bereits erworben haben, anzueignen. Er kennt nur die Theorie und weiß nichts vom Leben außerhalb der Bücherwelt.

Er befasst sich weder mit den Menschen oder den Gefühlen noch mit der Natur. Für ihn ist es nur wichtig auf andere Menschen gebildet zu wirken. Er verachtet alle einfachen Menschen, die nicht studiert haben. Er setzt sein Wissen ein, um an Macht zu gelangen und seine Ziele zu erreichen. Wagner besitzt eine rein rationale Welterkenntnis, denn er folgt nicht dem Gefühl des Herzens.

Der ausschlaggebende Unterschied zwischen den beiden ist, dass Faust nach wahrer Erkenntnis, Vollkommenheit und Erfüllung strebt, Wagner hingegen versucht nur das irdische Wissen vollends zu begreifen, verfügt nicht über ein tiefes inneres Streben und vernachlässigt die Herzensbildung.

Ein Gedanke zu „J.W. von Goethe – Faust und Wagner“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert