Bekannt geworden, weil er einen tiefen Blick hinter die Kulissen der Camorra (2007, Gomorrha) tat, zeigt Roberto Saviano in seinen Zeitschriftenaufsätzen eine andere Seite dieser Welt zwischen Machtgewinn und Verlust auf.
Das Gegenteil von Tod (2007, I Documenti del Corriere della Sera)
Von weiß zu schwarz, von Liebe zu Trauer. Beinahe liebevoll spielt Saviano mit den Worten. Beinahe ebenso liebevoll wie Maria, die 17-jährige Braut des Gaetano, an den zurück denkt, der fast ihr Mann geworden wäre.
Wie viele junge Männer aus dem Süden Italiens zog der gerade 24-jährige in den Krieg nach Afghanistan, um für ihr gemeinsames Leben das Startkapital zu verdienen. Militär oder Mafia war seine Wahl. Er entschied sich für die Legalität und kehrte nicht zurück. Was bleibt ist Trauer, Unverständnis und immer wieder die Frage der anderen: Wie war das, als Du erfahren hast, dass er nicht zurück kommt? Mit ihren Erinnerungen versucht Maria die Verbindung aufrecht zu erhalten. Savianos Hommage an jene, die sich nicht gegen das Gesetz wenden und doch keine Chance erhalten, ist schonungslos berührend. Denn das Gegenteil von Tod … ist Liebe. Ist der Lebensfunke, der nicht verlöscht. Ist die Hoffnungslosigkeit, das Warten auf das Danach.
Der Ring (2007, L’espresso)
So wie der Ring symbolisch steht für den Kreis, der Schutz bietet und zugleich auch Zwang ist, weil man aus diesem Ring nicht ausbrechen kann, so ist auch das Leben der jungen Männer im Süden. Feste Bahnen zeigen, was zu tun ist, verdienen kann nur, wer sich auf die Seite derer stellt, die die Macht haben. Rom gilt als ferne Verheißung, die Feindschaft der Clans ist so alltäglich wie das Brot. Zwei junge Männer werden stellvertretend bestraft, weil der, dem die Strafe zu Teil werden sollte, nicht zur Stelle war. Die, vor deren Augen das geschieht, haben nur eine Sorge: So wenig wie möglich zu wissen. Was bleibt ist auch hier die Trauer, die Trauer der Mutter, die Trauer und ein Ring, aus dem auszubrechen nicht möglich ist, auch wenn man gar nicht dazu gehört.