Bücher für lange Winterabende

Früh dunkel, schnell kalt und einen offenen Kamin zu Hause, in dem das Feuer herrlich knistert – Das heißt für mich Lesezeit. Endlich mal die Bücher aus dem Regal holen, für die in den letzten Wochen nie Zeit war.

Die hier gehören unbedingt noch zu meinem Winterabendprogramm bis Ende des Jahres:

„Das Wesen“ von Arno Strobel – ganz neu und die Leseprobe war vielversprechend.

„Dornröschenmord“ von Anna Kalmann

„Die Reinheit des Todes“ von Vincent Kliesch – Mehr über Kliesch auf dem wie ich finde wirklich informativen Literaturnotiz-Blog (Artikel vom 15.11.2010).

„Gomorrha“ von Roberto Saviano – Hab ich schon viel zu lang liegen gelassen und nach „Das Gegenteil von Tod“ mich endlich wieder einmal daran erinnert

Nach dem „Chirurg von Campodios“, „Der Wanderchirurg“, „Die Liebe des Wanderchirurgen“ und „Der Puppenkönig“ kann ich mir Wolf Serno’s neuen „Die Medica von Bologna“ unmöglich entgehen lassen.

„Schachmatt“ von Jostein Gaarder – vor Ewigkeiten gelesen und letzte Woche wieder entdeckt – lässt einen neuen Blick auf sein Gesamtwerk zu.

Auch das vieldiskutierte „Deutschland schafft sich ab“ des Herrn Sarrazin hab ich noch immer nicht gelesen.

Und auch in „Licht der Welt“ von Papst Benedikt und Peter Seewald, das am 22.11.2010 frisch erschienen ist, möchte ich unbedingt noch einen Blick werfen, bevor das Jahr zu Ende ist.

Ach ja, und natürlich wollte ich auch schon längst den Reiseführer über Tramin durchstöbern, damit ich gleich im Frühjahr auf Entdeckungsreise gehen kann.

Roberto Saviano – Das Gegenteil von Tod

Bekannt geworden, weil er einen tiefen Blick hinter die Kulissen der Camorra (2007, Gomorrha) tat, zeigt Roberto Saviano in seinen Zeitschriftenaufsätzen eine andere Seite dieser Welt zwischen Machtgewinn und Verlust auf.

Das Gegenteil von Tod (2007, I Documenti del Corriere della Sera)
Von weiß zu schwarz, von Liebe zu Trauer. Beinahe liebevoll spielt Saviano mit den Worten. Beinahe ebenso liebevoll wie Maria, die 17-jährige Braut des Gaetano, an den zurück denkt, der fast ihr Mann geworden wäre.
Wie viele junge Männer aus dem Süden Italiens zog der gerade 24-jährige in den Krieg nach Afghanistan, um für ihr gemeinsames Leben das Startkapital zu verdienen. Militär oder Mafia war seine Wahl. Er entschied sich für die Legalität und kehrte nicht zurück. Was bleibt ist Trauer, Unverständnis und immer wieder die Frage der anderen: Wie war das, als Du erfahren hast, dass er nicht zurück kommt? Mit ihren Erinnerungen versucht Maria die Verbindung aufrecht zu erhalten. Savianos Hommage an jene, die sich nicht gegen das Gesetz wenden und doch keine Chance erhalten, ist schonungslos berührend. Denn das Gegenteil von Tod … ist Liebe. Ist der Lebensfunke, der nicht verlöscht. Ist die Hoffnungslosigkeit, das Warten auf das Danach.

Der Ring (2007, L’espresso)
So wie der Ring symbolisch steht für den Kreis, der Schutz bietet und zugleich auch Zwang ist, weil man aus diesem Ring nicht ausbrechen kann, so ist auch das Leben der jungen Männer im Süden. Feste Bahnen zeigen, was zu tun ist, verdienen kann nur, wer sich auf die Seite derer stellt, die die Macht haben. Rom gilt als ferne Verheißung, die Feindschaft der Clans ist so alltäglich wie das Brot. Zwei junge Männer werden stellvertretend bestraft, weil der, dem die Strafe zu Teil werden sollte, nicht zur Stelle war. Die, vor deren Augen das geschieht, haben nur eine Sorge: So wenig wie möglich zu wissen. Was bleibt ist auch hier die Trauer, die Trauer der Mutter, die Trauer und ein Ring, aus dem auszubrechen nicht möglich ist, auch wenn man gar nicht dazu gehört.