Legende – Begriffs- und Sachgeschichte

Bei der Legende handelt es sich um eine hochkomplexe Literaturgattung meist kurzer, erbaulicher Erzählungen von heiligen Personen, Dingen oder Ereignissen.

Der Begriff stammt vom lateinischen Gerundium legenda ‚Texte, die man vorlesen soll‘, und bezog sich zunächst einmal auf Stücke für die liturgische Lesung. Im 9. Jahrhundert ist er als lateinisches Substantiv belegt; als Bezeichnung für einzelne Heiligenleben und später auch für deren Sammlungen, wie zum Beispiel die legenda aurea.

Seit dem 15. Jahrhundert auch allgemein für Erzählung oder Bericht verwendet, erfährt die Bezeichnung durch Luther („Lügende“) eine Abwertung, bis 1797 Herder die Grundlage zur Begriffsbildung formuliert. Im 19. Jahrhundert wird der Begriff durch terminologische Reflexion ausdifferenziert: als hagiographische Erzählung, als historisch unfundierte Erzählung, als geistliche Sage oder Heldendichtung und als mündliche Volkserzählung. Durch eine moderne oder teilweise auch sorglose Inanspruchnahme wird der Begriff noch weiter gedehnt.
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