Friedrich Schiller – Kabale und Liebe

Das bürgerliche Trauerspiel in 5 Akten (Uraufführung 1784 in Frankfurt) zählt als Schillers zweites Drama zu seinem Frühwerk und zeigt deutliche Züge des Sturm und Drang sowie des aufklärerischen Theaterverständnisses mit didaktischem Anspruch.

Obwohl sich Schiller am Aufbau des klassischen Dramas orientiert und die Einheit der Zeit berücksichtigt, hält er die Einheit von Ort und Handlung nicht ein, sondern baut mit der Geschichte der Lady Milford eine eigenständige Nebenhandlung auf, die die überlegene moralische Haltung des bürgerlichen Standes unterstreichen sowie Prasserei, Wucher und Mätressenwesen kritisieren soll.

Die Kernthemen des sozialkritischen Stückes sind: Liebe und Vertrauen, Ständegesellschaft, Vaterautorität, Religiosität und Moralität, Elternliebe.

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Novelle

Eine eindeutige Charakterisierung der Gattung Novelle liegt nicht vor. Es handelt sich zumeist um Erzählungen eher kürzeren Umfangs, die immer ein „unerhörtes Moment“ (J.W.v. Goethe) enthalten, das heißt eine neue, bislang unbekannte Begebenheit bekannt machen oder ein unerwartetes Ereignis benennen. Die gesamte Handlung ist einsträngig auf dieses außerordentliche Moment ausgerichtet. Es gibt keine Nebenhandlungen. Dem Vorbild des italienischen Autors Giovanni Boccaccio („Il Decamerone“) folgend sind auch in der deutschen Literatur einige Novellen in Form von kleinen Sammlungen veröffentlicht und mit einer Rahmenhandlung umgeben worden.

Novellen der deutschen Literatur mit Rahmenhandlung:
Christoph Martin Wieland „Das Hexameron von Rosenheim“
Johann Wolfgang von Goethe „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter“
Stefan Zweig „ Schachnovelle“

Einzel-Novellen der deutschen Literatur:
Heinrich von Kleist „Das Bettelweib von Locarno“
Anette von Droste Hülshoff „Die Judenbuche“
Eduard Mörike „Mozart auf der Reise nach Prag“
Gottfried Keller „Kleider machen Leute“
Theodor Storm „ Der Schimmelreiter“
Gerhard Hauptmann „Bahnwärter Thiel“
Arthur Schnitzler „Leutnant Gustl“
Günther Grass „Im Krebsgang“

Jurek Becker – Jakob der Lügner – Inhalt, Figuren, Erzählsituation und Kontext


Inhalt
Ein anonymer Ich-Erzähler erzählt vom Leben des polnischen Juden Jakob Heym im Warschauer Ghetto wohnte. Dieser wird, obwohl es noch nicht 20 Uhr ist, und die Ausgangssperre noch nicht begonnen hat, von einem deutschen Wachposten mutwillig auf das Wachrevier im Ghetto geschickt. Hier hört er zufällig eine Rundfunknachricht vom Vorrücken der Roten Armee. Unverhofft wird Jakob wieder aus dem Revier entlassen und findet neuen Lebensmut.

Am nächsten Tag will Mischa mit dem er oft zusammenarbeitet, bei den Deutschen Kartoffeln stehlen. Da die Chancen, dass er dabei nicht erwischt wird, praktisch bei null stehen, und er in diesem Fall erschossen würde, versucht Jakob ihn davon abzuhalten, indem er ihm vom Vorrücken der Russen erzählt. Mischa schenkt Jakob aber keinen Glauben und ist entschlossen, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Jakob kann Mischa nicht erzählen, dass er die Nachricht im Revier gehört hat, da Mischa und die anderen ihn möglicherweise verdächtigen könnten ein Spitzel zu sein, weil bisher noch kein Jude das Revier lebend verlassen hat. So lügt er ihm vor, er hätte ein Radio. Mischa glaubt ihm und sieht vom Stehlen der Kartoffeln ab.

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Bertolt Brecht – “Der Spitzel”

Hintergrundinformationen

„Der Spitzel“ ist Teil einer Sammlung kurzer, selbstständiger Einzelszenen, die miteinander durch das Thema Lüge verbunden sind. Brecht arbeitete die Sammlung während seines dänischen Exils aus. Die einzelnen Szenen handeln in verschiedenen Ort in Deutschland, Handlungsträger sind Arbeiter oder Personen aus dem Mittelstand. Der Originaltitel der Ausgabe hieß „Deutschland – Ein Greuelmärchen“.

Figuren und Handlung

Handlungsträger dieses epischen Theaterstückes sind Vater, Mutter und Sohn. Alle Figuren bleiben namenlos. Die dargestellte Situation spielt sich an einem verregneten Tag des Jahres 1935 ab. Zeitung lesend sitzt der Sohn im Wohnzimmer. Das aktuelle Thema der Zeitung ist das nicht regelkonforme Verhalten der Priester. Als der Junge den Vater diesbezüglich etwas fragt, ärgert sich dieser über die Art der Berichterstattung. „Bertolt Brecht – “Der Spitzel”“ weiterlesen

Das Drama im Naturalismus: Familie Selicke

„Familie Selicke“ gilt als das erste naturalistische Drama überhaupt. Verfasst von Arno Holz und Johannes Schlaf beinhaltet es alle Merkmale naturalistischer Literatur, die der Theoretiker Arno Holz (Kunst=Natur-x) als kennzeichnend für diese literarische Epoche ansah.

Es verdeutlicht auf vollkommene Art die Absicht des Naturalismus: die Erschaffung eines neuen Dramas mit dem Ziel, die Wirklichkeit, den Alltag des Proletariates und des Kleinbürgers darzustellen. Die „Helden“ des naturalistischen Dramas stammen also aus der Unterschicht und werden als sogenannte passive Helden bezeichnet.

Neu am naturalistischen Drama im Allgemeinen sind Sprache und Inhalte. Die Themen sind neben sozialen Auseinandersetzungen vor allem Leid, Krankheit, Elend und der geringe Handlungsspielraum der Menschen.

Als formale Merkmale sind vor allem:

  • das stumme Spiel (wird durch lange Regieanweisungen vermittelt)
  • die Analyse der im Vordergrund stehenden Charaktere
  • die Nebensächlichkeit der Handlung
  • die Umgangssprache
  • und der Sekundenstil

zu nennen.

Die ausführlichen Regieanweisungen im Drama „Familie Selicke“ erläutern das stumme Spiel, liefern Hintergrundinformationen und vermitteln dem Leser den Eindruck, wie es in der Familie wirklich zugeht.

Dabei werden die massiven Probleme der Familie beispielhaft für die Gesellschaftsschicht deutlich:

• Alkoholmissbrauch durch den Vater
• Angst der Mutter und der 4 Kinder (im Alter zwischen 8 und 22 Jahren) vor Gewalt
• Angst vor dem Ungewissen (Wann kommt der Vater? Wie wird er sich verhalten?)
• Schlechte finanzielle Bedingungen
• Jüngste Tochter ist schwer krank
• Zukunftsängste
• Verzweiflung und Todessehnsucht

Erzählsituation

Der Begriff Erzählsituation (auch Erzählform oder Erzählperspektive genannt) beschreibt die Art und Weise wie eine Handlung erzählt wird. Dabei werden nach F.K. Stanzel folgende Formen des Erzählens unterschieden:

Auktoriale Erzählsituation: Der auktoriale Erzähler ist ein allwissender Erzähler, der außerhalb der Geschichte steht. Er kennt sowohl alle Personen des Stückes als auch die vollständige Handlung. Diese Form des Erzählens ist geprägt von der Vorausschau und dem Rückblick. Der Erzähler kommentiert die Handlung, gewährt Hintergrundinformationen und wertet das Geschehene. Auffallend ist eine meist starke Distanz zur Geschichte, was dem Leser eine starke Identifikation ermöglicht.
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