Apropos Glück

Glück ist in aller Munde. Nicht nur das auf dem Büchermarkt selten ein so großes Angebot an Glücksratgebern zirkulierte, von denen nicht wenige erst dann zum Glück des Lesers beiträgt, wenn man die Buchdeckel wieder schließen kann (Dr. Eckart von Hirschhausens „Glück kommt selten allein“ ist da – für mich persönlich – eine der seltenen rühmlichen Ausnahmen), nein, auch in der Tourismusbranche ist das Glück allgegenwärtig.

Dabei erweist sich gerade das Thema Urlaub als das beste Beispiel dafür, wie sehr sich die Vorstellung vom Glück in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Erst kürzlich, beim Forum der Südtiroler Marketing Gesellschaft (SMG), skizzierte ein Zukunftsphilosoph, sprachen Marketingspezialisten über die Folgen dieses Wandels. Das Wort „Glück“ selbst allerdings, ist dabei nicht gefallen; wohl wegen seiner Flüchtigkeit und seiner Neigung, sich allgemein gültiger Definitionen zu entziehen.

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Novelle

Eine eindeutige Charakterisierung der Gattung Novelle liegt nicht vor. Es handelt sich zumeist um Erzählungen eher kürzeren Umfangs, die immer ein „unerhörtes Moment“ (J.W.v. Goethe) enthalten, das heißt eine neue, bislang unbekannte Begebenheit bekannt machen oder ein unerwartetes Ereignis benennen. Die gesamte Handlung ist einsträngig auf dieses außerordentliche Moment ausgerichtet. Es gibt keine Nebenhandlungen. Dem Vorbild des italienischen Autors Giovanni Boccaccio („Il Decamerone“) folgend sind auch in der deutschen Literatur einige Novellen in Form von kleinen Sammlungen veröffentlicht und mit einer Rahmenhandlung umgeben worden.

Novellen der deutschen Literatur mit Rahmenhandlung:
Christoph Martin Wieland „Das Hexameron von Rosenheim“
Johann Wolfgang von Goethe „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter“
Stefan Zweig „ Schachnovelle“

Einzel-Novellen der deutschen Literatur:
Heinrich von Kleist „Das Bettelweib von Locarno“
Anette von Droste Hülshoff „Die Judenbuche“
Eduard Mörike „Mozart auf der Reise nach Prag“
Gottfried Keller „Kleider machen Leute“
Theodor Storm „ Der Schimmelreiter“
Gerhard Hauptmann „Bahnwärter Thiel“
Arthur Schnitzler „Leutnant Gustl“
Günther Grass „Im Krebsgang“

J.W. von Goethe – Faust und die Vernunft

Vernunft und Wissenschaft als höchste menschliche Kraft? Fausts Einschätzung zum Schluss:

Faust, der Wissenschaftler, der alle Fakultäten der Universität durchlaufen hat und vom Schüler zum Wissenschaftler und Lehrer geworden ist, hat erkannt, dass die menschliche Wissenschaft immer an ihre Grenzen stößt; dass die menschliche Vernunft, bei aller Unbegrenztheit, sich immer wieder als endlich erweist und somit dem Menschen die ganze Wahrheit des Kosmos und seiner menschlichen Existenz verschlossen bleibt.

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J.W. von Goethe – Faust – Die Gretchenfigur

Gretchen ist jung, hübsch und stammt aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Sie wird als sehr wohlerzogen, tugendhaft und schüchtern beschrieben. Ihre naive, kindliche Seite wird durch den Namen „Gretchen“ verdeutlicht. Das ist auch der Grund, warum Goethe diesen Übernamen verwendet und nicht ihren vollständigen Namen Margarete.

Obwohl sie noch so jung ist, hat sie aber durch die Pflege und den frühen Tod ihrer kleinen Schwester grundlegende menschliche Erfahrungen erworben, verfügt über Feinfühligkeit und ahnungsvolle Sensibilität. Gretchen ist streng gläubig und lebt nach den Regeln der Kirche, von der Welt selbst jedoch, weiß sie wenig. Ihr Weltbild ist geprägt vom Glauben und von dem, was sie in der Kirche lernt.

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J.W. von Goethe – Vorspiel auf dem Theater

In „Vorspiel auf dem Theater“ werden die Interessenkonflikte zwischen Drama und Theater und Goethes eigene Unsicherheit, das Stück auf seine eigene Bühne zu bringen, deutlich. Die drei Protagonisten stehen jeweils für einen Aspekt der Aufführung: den finanziellen (Direktor), den inhaltlichen (Dichter) und den unterhaltenden (Schauspieler/lustige Person). Kernaussage dabei ist, die Schwierigkeit, jedem der drei Aspekte bei einer Aufführung hinreichend Genüge zu tun.
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J.W. von Goethe – Faust und Wagner

Der Forscher und der strebende Student: Faust und Wagner sind zwei sehr unterschiedliche Typen von Wissenschaftlern.

Faust, der ein Leben lang geforscht und studiert hat, gehört zu den gelehrtesten Männern seiner Zeit. Er achtet alle Menschen, ob einfache oder studierte, gleich und ist bei ihnen sehr beliebt. Faust ist ständig auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und des Menschseins („Das ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“).

Er ist der Natur verbunden, betrachtet die Dinge mit viel Gefühl und will alles verstehen, auch wenn es sich um etwas Übersinnliches handelt und er es deshalb nicht beweisen kann. Faust lehnt Bewunderung ab und lebt zurückgezogen. Nachdem er sich alles irdische Wissen angeeignet hat, will er sein Wissen mit Magie erweitern, denn er fühlt sich, in dem was er kann, gefangen.

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J.W. von Goethe – Faust – Prolog im Himmel

Durch die verschiedenen Protagonisten bringt Goethe im „Prolog im Himmel“ zum einen seine Schätzung und Bewunderung für den Schöpfer und seine Schöpfung zum Ausdruck. Zum anderen entwirft er im Dialog zwischen dem Herrn und Mephistopheles ein Menschenbild.

Wie die Erzengel empfindet auch er die Macht der Elemente wie Sonne, Licht und Wasser, aber auch die im Gegensatz stehenden Elemente wie Donner, Blitz und Naturkatastrophen als Einheit der von einem ewig wirkenden Gott erschaffenen Schöpfung.

Die Krönung der Schöpfung aber ist der Mensch. „J.W. von Goethe – Faust – Prolog im Himmel“ weiterlesen

Vom Ende der Wahrhaftigkeit

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ Das ist klar. Wie genau aber dieses hohe Ziel in greifbare Nähe rückt, darüber hat uns Goethe in seiner Ode „Das Göttliche“ allenfalls eine überaus vage Anleitung hinterlassen. Was ein wahrhaft ehernes, ein erstrebenswertes, ja ein beinahe verpflichtendes Grundverlangen für das Leben der Menschen sein mag, hat in der Realität tatsächlich meist nur sehr wenig Bestand.

Niemand ist immer edel, hilfreich und gut. Oder wahrhaftig. Mit allzu langen Schritten diesem – zugegebenermaßen erstrebenswerten Ideal entgegenzugehen, kann allzu leicht ein exakt gegenteiliges Ergebnis zur Folge haben. Vor allem dann, wenn zu eigenen Streben nach Wahrhaftigkeit, Güte und Edelmut noch die allzu laute Forderung kommt, auch andere mögen diesem Ziel in ebensolchen Maße nacheifern. Läßt man selbst diese Forderung allzu tönend klingen, propagiert man selbst allzu sehr den Sinn für die Wahrheit, dann ist – wie in diesen Tagen an prominenter Stelle zu sehen – der Fall nicht weit.

Der Mensch braucht Ziele, ja; und er braucht hohe Ziele, nach denen er sich recken kann. Doch dabei die Realisierbarkeit derselben außer Acht zu lassen, ist fatal. So haben die Deutschen nicht nur einen fähigen Verteidigungsminister, sondern auch und vor allem, einmal mehr ihren Glauben verloren. Den Glauben an die Regierenden, den Glauben an die Wissenschaft, an die Wahrheit und – was viel schlimmer ist – nicht zuletzt auch den Glauben an sich selbst. Denn wenn einer, der jung, dynamisch, gebildet und weltmännisch auftritt, dazu noch von Adel und vermögend ist, seine Ziele nicht erreichen, seine eigenen Forderungen nicht erfüllen kann; wie soll dann ich, der kleine Mann, ein hohes Ideal erreichen.

Weil ein Mensch die von ihm selbst hoch gehaltenen Werte mit Füßen getreten hat, weil die Wissenschaft einmal mehr eine unheilige Allianz mit der Politik – und nicht zuletzt auch mit dem Geld – eingegangen ist, dürfen wir nun sehen, wie wir da wieder hinaus kommen.

Wäre es da, Herr zu Guttenberg, nicht eigentlich Ihre Pflicht gewesen, durchzuhalten, weiterzumachen, den einen – den eigentlichen – Job, den Dienst am Volk, der so vielversprechend begonnen hatte, erfolgreich weiterzuführen, als nun im stillen Kämmerchen zu warten? Worauf? Ja, worauf eigentlich?

Glaubwürdigkeit kann man verlieren. Sehr schnell sogar. Aber man kann sie sich auch wieder erarbeiten. Langwierig und mühsam bisweilen, aber man kann. Ob allerdings Rückzug, Aufgabe und Verzicht die richtigen Mittel dazu sind, oder nicht vielmehr nur frischer Wind in den Segeln politischer wie persönlicher Gegner? Was daraus entsteht, wird man sehen. Ich für meinen Teil jedenfalls hätte es begrüßt, Sie wären geblieben.

Wortschatz Training

Die effektivste Methode, den eigenen Wortschatz auf Dauer zu trainieren ist: Lesen. Und zwar alles, was einem so unter die Augen kommt. Das beginnt beim Tageblatt geht weiter mit dem Rezeptbuch und endet bei den Klassikern. Egal was man liest, man lernt immer wieder neue Wörter kennen und schult zugleich den eigenen Ausdruck.

Wenn man aber wieder mal keine Zeit hat, so breit wie möglich zu lesen, dann kann man den Wortschatz auch mit einem Scmunzeln mit diesem alten Spiel schulen:

Zum Beispiel vom zusammengesetzten Grundwort „Bahnhof“ ausgehen und mit dem letzten Teil munter weiterspinnen: „Hofgarten“ „Gartenschere“ „Scherenschnitt“ „Schnittbrot“ „Brotbäcker“ „Bäckerinnung“ „Innungsmeister“ „Meisterkoch“ „Kochlehrling“ „Lehrlingsgeld“… usw. usw.

Die einzigen Einschränkungen dabei: Wiederholungen sind verboten und halbwegs sinnvoll sollte die entstehende Kombination auch sein.

Macht Spaß, trainiert das Gedächtnis und was dabei für Wortschöpfungen entstehen können, ist echt überraschend. Macht sich natürlich besonders gut in geselliger Runde.

Und schließlich muss ja mal jemand den Wortschatz Goethes (90.000 Wörter) übertreffen!

Stilfiguren

Stilfiguren, auch rethorische oder stilistische Mittel genannt, sind unverzichtbar für eine lebhafte, bildreiche und überzeugende Sprache. Das gilt für die geschriebene wie für die gesprochene Sprache gleichermaßen. Dabei ist auf ein ausgewogenes Verhältnis der rhetorischen Mittel in Abhängigkeit von der Textsorte, dem Anlass und dem Thema zu achten.

Eine Übersicht der meistverwendeten Stilmittel:

Stilmittel Beschreibung Beispiel
Alliteration Auch Stabreim genannt. Mindestens zwei aufeinanderfolgende Wörter beginnen mit dem gleichen Anfangslaut. tiefgrüne Täler

Liebe und Leid

Glanz und Gloria

Anagramm Umstellung der Buchstaben eines Wortes (oder Wortgruppe) zu einem neuen Wort. Häufig bei Namen. „Irma“ wird zu „Mira“
Anapher Mindestens zwei aufeinanderfolgende Sätze (auch Teilsätze) oder Verse beginnen mit demselben Wort. Häufig in Verbindung mit einem Parallelismus. „In meinen Adern welches Feuer!

In meinem Herzen welche Glut!“

(Willkommen und Abschied, J.W.v. Goethe)

Antithese Einander entgegengesetzte, widersprüchliche Worte, Gedanken und Aussagen werden zueinander in Beziehung gesetzt. „Irren ist menschlich, vergeben göttlich!“ (Papst Joh. Paul II.)

„Dunkel war’s, der Mond schien helle“ (dt. Volkslied)

Chiasmus Sätze (oder Satzteile) die grammatikalisch oder semantisch gleich aufgebaut sind, werden über Kreuz verwendet. „…die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben!“ (Faust I, J.W.v. Goethe)
Diminuitiv Verkleinerungsform von Substantiven. Teils liebevoll, häufig aber auch abwertend. Mütterchen
Hänschen
Spielchen
Ellipse Auslassung, die eine Verkürzung zur Folge hat. Tritt sowohl bei einzelnen Worten, als auch in Sätzen auf. „Lastwagen“ statt „Lastkraftwagen“

„O-Bus“ statt „Oberleitungsbus“

„Raus!“ statt „Bitte geh hinaus!“

Enjambement Bezeichnet die Fortsetzung eines Verses über das Zeilenende hinweg. „Ein rosenfarbenes Frühlingswetter
umgab das liebliche Gesicht“ (Willkommen und Abschied, J.W.v. Goethe)
Euphemismus Umschreibung einer Sache, mit dem Ziel, diese zu beschönigen „vollschlank“ für „dick“,
Hyperbel Übertreibung todtraurig
Interjektion Emotionaler Ausdruck, Ausruf. Pfui!

Buh!

Klimax Systematische Steigerung vom Kleinen zum Großen. Auch umgekehrt vom großen zum Kleinen möglich (Antiklimax). jugendlich, erwachsen, alt

„Er kam, sah und siegte!“

Litotes Hervorhebung durch Verneinung oder Abschwächung. „meine Wenigkeit“
Metonymie Ein Ausdruck wird nicht in seiner eigentlichen Bedeutung sondern im übertragenen Sinn gebraucht. Dabei besteht zwischen beiden Begriffen eine inhaltliche Nähe. ein Glas trinken

der Saal applaudiert

Neologismus Wortneubildungen, Wortneubedeutungen und Wortneuzusammensetzungen. Bestimmung hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt man den Wortschatz einer Sprache betrachtet. simsen

Gutmensch

Sprachpapst

Onomatopoesie Lautmalerei rauschen, knistern, rascheln

miau, kikeriki

Oxymoron Widerspruch heißkalt

Hassliebe

Paradoxon Scheinbarer Widerspruch „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“ (Sokrates)
Parallelismus Semantisch oder grammatikalisch gleich aufgebaute Sätze (oder Satzteile) werden parallel verwendet. „In deinen Küssen welche Wonne!
In deinen Augen welcher Schmerz!“ (Willkommen und Abschied, J.W.v. Goethe)
Paraphrase Zusätzliche Angabe, die einen Begriff näher erklärt. Hans-Peter, Hausmeister der Villa Tiefensee
Parenthese Einschub Sie war – er hatte das längst erkannt – gar nicht fähig, diese Entscheidung zu treffen.
Pars pro toto Verwendung eines Teils, um das Ganze zu beschreiben. „Äpfel und Tomaten“ für „Obst und Gemüse“

„auf zwei Rädern“ statt „mit dem Fahrrad“

„pro Kopf“ statt „pro Person“

Periphrase Mittels einer Eigenschaft oder eines Merkmals wird ein Ganzes beschrieben. „Die Mutter der Armen“ für Mutter Theresa
Personifikation „Vermenschlichung“. Pflanzen, Tieren und unbelebten Dingen werden menschliche Eigenschaften zugewiesen. Vater Staat

„Der Berg ruft!“

Pleonasmus Wörter mit gleichem Sinn, aber unterschiedlicher Wortart werden aneinander gehäuft, um einen Eindruck zu verstärken. helles Licht

heißes Feuer

Rhetorische Frage Frage, auf die keine Antwort erwartet wird. Sind wir alle da?

Schläfst du schon?

Synästhesie Die Verbindung verschiedener Sinneswahrnehmungen. kaltes Blau
Tautologie Wiederholung eines Sachverhaltes. Kann inhaltlich oder wortwörtlich sein. nie und nimmer

Geschäft ist Geschäft

Vergleich Anschauliche Gegenüberstellung ähnlicher Begriffe verbunden mit wie oder als. listig wie ein Fuchs