Advents-Lektüre

Geschneit hat es im Val di Non und bald fangen in Südtirol und im Trentino die ersten Weihnachtsmärkte an. Da ist endlich wieder Zeit für ein wärmendes Kaminfeuer, einen Teller Plätzchen und… ein gutes Buch.

Passend zur besinnlichen Stimmung ist mir nach Jahren mal wieder Marc Levy’s „Solange du da bist“ in die Hände gefallen. Traurig und hoffnungsfroh zugleich schafft Levy es mit diesem Roman, dass man den grauen Himmel komplett ignoriert. Warum? Weil man überhaupt keine Zeit hat, hinaus zu schauen. Also ich zumindest mal nicht.

Arthur, dem jungen Architekt, der an einem Winterabend eine junge Frau in seinem Badezimmerschrank findet, geht es übrigens genauso. Auch wenn alle Welt beginnt ihn für durchgedreht zu halten, er hat keine Zeit mehr, auf etwas anderes zu schauen, als auf Lauren. Er spricht – offensichtlich mit sich selbst- öffnet Beifahrertüren – ohne dass jemand einsteigt- und vernachlässigt seinen Job, um am Krankenbett einer Frau zu sitzen, die er gar nicht kennt.

Was heißt, er kennt sie schon, nur eben nicht wie alle anderen, denn Lauren liegt im Koma. Die Frau, mit der er spricht, obwohl sie keiner sieht, ist ihre Seele, die sich weigert, zu sterben. Gemeinsam versuchen sie, Körper und Seele wieder zusammen zu führen. Peinlich-komische Momente gibt es dabei jede Menge, mehr noch ist es aber die berührend-intensive Nähe zwischen beiden, die einen fesselt. Und während sein eigenes Leben völlig aus der Bahn läuft, leben Lauren und er ein ganz neues Leben. Bis eines Tages entschieden wird, dass die Maschinen abgeschaltet werden sollen. Mit der Entführung ihres leblosen Körpers bringt sich Arthur in Teufels Küche.

Aber wofür?

P.S.: Marc Levy zum Weiterlesen „Am Ersten Tag“

Literaturtage in Bruneck

Bruneck wagt etwas Neues. Erstmals werden in den kommenden Wochen Literaturtage zur Ehrung eines einheimischen, zeitgenössischen Schriftstellers stattfinden. Eines Schriftstellers, der nicht immer mit allem einverstanden ist und mit dem nicht immer alle einverstanden sind.

Joseph Zoderer ist, was man einen Kritiker nennt, ein Kritiker an sich selbst, an der Heimat und an der Gesellschaft. Seit 1981 betätigt er sich als freier Schriftsteller und hat das Pustertal als seinen Wohnort gewählt. Geprägt von den Themen Identitätsfindung, Zerissenheit und Abschied ist sein Werk. In den vergangenen 30 Jahren erhielt Zoderer für sein Werk eine Vielzahl an internationalen Preisen, darunter den Hermann Lenz Preis im Jahr 2003.

Zu seinem 75. Geburtstag nun richtet die Stadt Bruneck in Zusammenarbeit mit dem Museion, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Bozen, und verschiedenen Kulturzentren die „Literaturtage randlos“ aus. Mehr als 20 Autoren aus 7 Ländern werden in 3 Sprachen an diesem literarischen Austausch im Monat November teilnehmen. Lesungen, Filme, Ausstellung und Diskussionsrunden kreisen um Leben und Werk des viel diskutierten Autors. Das Programm verspricht spannend zu werden.

Argumentationstraining

Als nächster Test steht eine Erörterung oder ein Essay an und bisher hast du keine Idee wie du eine schlüssige Argumentation hinbekommst? Argumentieren kann man im Alltag super trainieren.

Such dir zunächst einmal ein Thema, welches dir wirklich liegt, die in deinen Augen beste Band, der neueste Film oder was auch immer. Stell dir selbst eine Frage, z.B. Machen Burger wirklich dick? Oder formuliere eine provokante Behauptung, z.B. Alle Übergewichtigen essen nur Fastfood!

Zu diesem Thema hast du bereits Deine Meinung. Hinterfrage dich darum also einfach: Warum denke ich so? Alles, was dir dazu einfällt, sammelst du als Argumente. Dann ordnest du diese vom Kleinen zum Großen (Unwichtigen zum Wichtigen) oder umgekehrt.

Wenn du zunächst ein Thema wählst, bei dem du bereits einen festen Standpunkt hast, dann bist du sicherer und brauchst lediglich die Gründe, die zu deiner Meinung führen zusammenzufassen. Was dann noch fehlt, ist ein Test. Lege deine Argumentationskette jemandem dar, der eine andere Meinung hat als du und besprich dann mit ihm, wie überzeugend du gewesen bist.

Udo Lindenbergs Deutsch ausgezeichnet

Ein Rocker erhält den Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache. Verwunderlich? Nein, denn es ist bei weitem nicht sein erster Preis für Verdienste um die deutsche Sprache. Und wenn man Udo Lindenberg genau zuhört, dann wird einem rasch klar: Dieser Mann weiß, wie man spricht. Von der Wortwahl über bis zur Stilistik spielt der Ausnahmekünstler mit der deutschen Sprache und schafft, was sonst nur mehr selten gelingt: Das man beim Zuhören ahnt, was für ein Potential die Sprache hat. Ungezwungen nutzt er, was ihm zur Verfügung steht und hat sich so zum Vorbild in Sachen Sprache in der modernen Musikkultur entwickelt.

Die diesjährige Verleihung fand am 23.10.2010 in Kassel statt. Auch die „Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur der Universität Olmütz“ wurde für Ihr Bemühen um die Bewahrung deutschsprachigen Literaturgutes ausgezeichnet worden. Der Initiativpreis trägt der Tatsache Rechnung, dass die Arbeitsstelle mit ihrer Sammlung deutschsprachiger Literatur Tschechiens einen wichtigen Beitrag wider das Vergessen der schwierigen Lebensumstände in der Nachkriegszeit leistet.

Aktion lebendiges Deutsch

Ins Leben gerufen von der „Stiftung Deutsche Sprache“ ist die „Aktion lebendiges Deutsch“ der dauerhafte Versuch, auf überflüssiges, so genanntes Denglisch zu verzichten. Schön finde ich, dass die Initiatoren der Aktion, den Wert der aus Fremdsprachen entnommen Wörter keineswegs in Frage stellen sondern nur wenig aussagekräftige, künstliche Wortkreationen für die es bereits viel treffendere, deutsche Bezeichnungen gibt, aus dem Sprachgebrauch entfernen möchten.

So trägt die Stiftung nicht nur dazu bei, dass einer Verdrängung des Deutschen vorgebeugt wird, sie bewirkt so zugleich mit, dass sich die deutsche Sprache weiterentwickelt.

Essay und Erörterung

Der Essay und die Erörterung haben einiges gemeinsam. Beide wollen:

  • den Leser überzeugen
  • ein Thema umfassend betrachten
  • sachlich bleiben

Es gibt jedoch auch einiges, was den Essay von der Erörterung unterscheidet:

  • Form: Der Essay ist nicht an eine bestimmte äußere Form gebunden, muss aber eine strikte innere Logik besitzen.
  • Der Essay sollte stilistisch ausgefeilt sein.
  • Besonderes Merkmal ist die sehr bildhafte Sprache.
  • Der Essay spielt mit den Stilfiguren, ist häufig ironisch.
  • Zudem beruft sich der Essay als „Gedankenexperiment“ mehr auf die eigene Meinung und versucht diese mit einer gewissen Distanz für andere nachvollziehbar zu machen. (Die Erörterung hingegen, beruht stärker auf allgemeingültigen Fakten und hat deshalb meist auch eher ein allgemeingültigeres Ergebnis.)

Die Erörterung hingegen:

  • ist an die äußere Form Einleitung, Hauptteil, Schluss gebunden,
  • wird je nach Aufgabenstellung linear (nur pro oder nur contra Argumente) oder dialektisch (pro und contra Argumente im Wechsel) gehalten,
  • ist durch ein hohes Maß an Sachlichkeit gekennzeichnet,
  • stellt keinen so hohen Anspruch an die stilistische Ausarbeitung.

Wortschatz Training

Die effektivste Methode, den eigenen Wortschatz auf Dauer zu trainieren ist: Lesen. Und zwar alles, was einem so unter die Augen kommt. Das beginnt beim Tageblatt geht weiter mit dem Rezeptbuch und endet bei den Klassikern. Egal was man liest, man lernt immer wieder neue Wörter kennen und schult zugleich den eigenen Ausdruck.

Wenn man aber wieder mal keine Zeit hat, so breit wie möglich zu lesen, dann kann man den Wortschatz auch mit einem Scmunzeln mit diesem alten Spiel schulen:

Zum Beispiel vom zusammengesetzten Grundwort „Bahnhof“ ausgehen und mit dem letzten Teil munter weiterspinnen: „Hofgarten“ „Gartenschere“ „Scherenschnitt“ „Schnittbrot“ „Brotbäcker“ „Bäckerinnung“ „Innungsmeister“ „Meisterkoch“ „Kochlehrling“ „Lehrlingsgeld“… usw. usw.

Die einzigen Einschränkungen dabei: Wiederholungen sind verboten und halbwegs sinnvoll sollte die entstehende Kombination auch sein.

Macht Spaß, trainiert das Gedächtnis und was dabei für Wortschöpfungen entstehen können, ist echt überraschend. Macht sich natürlich besonders gut in geselliger Runde.

Und schließlich muss ja mal jemand den Wortschatz Goethes (90.000 Wörter) übertreffen!

Milieutheorie

Begründet vom französischen Philosophen Hippolyte Taine (1828-1898) gilt die Milieutheorie als eine der theoretischen Grundlagen des Naturalismus.

Vor dem historischen Hintergrund des Städtewachstums und der damit verbundenen Zunahme sozialer Probleme erkennt sie den Menschen als eingeschränktes Wesen und negiert den freien Willen.

Der Milieutheorie zufolge wird der Mensch von seinem Umfeld, dem „Milieu“ in das er geboren wird und in dem er aufwächst, bestimmt. Dieser Bestimmung kann er sich nicht entziehen. Die Taten eines Menschen werden demnach immer die logische Folge seiner Umgebung sein, er kann seiner Entwicklung nicht aus eigenem Antrieb eine andere Richtung geben.

Diese Theorie ist mit bestimmend für die Themenwahl des Naturalismus bei der Alkoholismus und andere Suchtkrankheiten eine wichtige Rolle einnehmen. Wächst zum Beispiel ein Kind in einer von Alkoholismus geprägten Umgebung auf, so wird es sich, folgt man Taines Einschätzung – bestimmt durch sein Umfeld – als Erwachsener selbst diesem Problem gegenüber sehen.

Naturalismus

Der Begriff Naturalismus bezeichnet eine gesamteuropäische Strömung des ausgehenden 19. Jahrhunderts (ca. 1880-1900), die sowohl in der bildenden Kunst, der Philosophie, dem Theater und der Ethik als auch in der Literatur zu finden ist. Diese Strömung entstand vor dem Hintergrund der Industrialisierung und des wissenschaftlichen Fortschrittes.

Die Theorie des Naturalismus beruht auf dem Positivismus, dem Determinismus und der Milieutheorie. Demnach ist der Mensch sowohl durch seine Gene als auch durch sein Umfeld bestimmt und eingeschränkt. Ziel des Naturalismus ist es, die Welt auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse so naturgetreu wie nur möglich zu beschreiben. Auf Verschönerungen, Ausschmückungen soll verzichtet werden. Ebenso soll in der Literatur der Dichter auf subjektive Einschätzungen und Meinungen verzichten. „Naturalismus“ weiterlesen

Der Ötzi auf dem Himmelsweg

Knapp 20 Jahre ist es her, dass die Mumie aus der Jungsteinzeit, besser bekannt unter dem Namen Ötzi, in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Pünktlich zum 20sten Jubiläum 2011 der Auffindung gehen viele Museen neue Wege. Das Archäologiemuseum Südtirols zum Beispiel widmet der neu rekonstruierten Plastik des Iceman vom 01.03.2011 bis 15.12.2012 eine Sonderausstellung.

Und auch in der Arche Nebra, die mit der Himmelsscheibe über ein besonderes Kleinod der Vergangenheit verfügt, zeigt in einer Sonderpräsentation vom 14. April bis zum 31. Oktober 2011 eine neue, lebensechte Plastik des Gletschermannes samt der Nachbauten der bei ihm aufgefundenen Gerätschaften und Kleidungsstücke. Die in Zusammenarbeit mit GEO und dem Neanderthal Museum konzipierte Ausstellung verspricht ein neuer Höhepunkt entlang des Himmelweges von Sachsen Anhalt zu werden.