Interpretation

Die Literaturwissenschaft versteht unter einer Textinterpretation die detaillierte und ausführliche Analyse eines Textes, um dessen Aussageabsicht genauer erfassen zu können. Ziel der Interpretation – unabhängig davon ob es sich um Sach- oder literarische Texte handelt – ist es, den nicht explizit genannten, aber möglicherweise zwischen den Zeilen eines Werkes mit transportierten, verborgenen Sinn zu erkennen.


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Friedrich Schiller – Kabale und Liebe

Das bürgerliche Trauerspiel in 5 Akten (Uraufführung 1784 in Frankfurt) zählt als Schillers zweites Drama zu seinem Frühwerk und zeigt deutliche Züge des Sturm und Drang sowie des aufklärerischen Theaterverständnisses mit didaktischem Anspruch.

Obwohl sich Schiller am Aufbau des klassischen Dramas orientiert und die Einheit der Zeit berücksichtigt, hält er die Einheit von Ort und Handlung nicht ein, sondern baut mit der Geschichte der Lady Milford eine eigenständige Nebenhandlung auf, die die überlegene moralische Haltung des bürgerlichen Standes unterstreichen sowie Prasserei, Wucher und Mätressenwesen kritisieren soll.

Die Kernthemen des sozialkritischen Stückes sind: Liebe und Vertrauen, Ständegesellschaft, Vaterautorität, Religiosität und Moralität, Elternliebe.

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Friedrich Schiller – Lebensdaten


Eine informative Zeittafel zu Schillers Leben findet sich im insgesamt sehr hilfreichen „Literaturwissen Friedrich Schiller“ der Reclam Reihe. Hier nur in Kürze einige, wichtige Hintergrundinformationen aus der Biographie von Schiller, die dem Verständnis der besprochenen Werke dienen.

Geboren am 10.11.1759 in Marburg am Neckar sind die frühen Lebensjahre Schillers zunächst von häufigen Umzügen, später vom Drill der Herzoglichen Militär-Pflanz Schule geprägt. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften widmet er sich dort der Medizin und promoviert 1780. Parallel zu diesen Studien beschäftigt er sich bereits seit 1773 mit der Dichtung. Zeit seines Lebens sind drängende Ruhelosigkeit und finanzielle Nöte Grund vieler Ortswechsel. Überhaupt ziehen sich Entbehrungen und Verzicht sowohl finanzieller als auch gesundheitlicher Natur wie ein Leitmotiv durch das gesamte Leben des daran reifenden, zum Rebellen heranwachsenden Schriftstellers.

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Novelle

Eine eindeutige Charakterisierung der Gattung Novelle liegt nicht vor. Es handelt sich zumeist um Erzählungen eher kürzeren Umfangs, die immer ein „unerhörtes Moment“ (J.W.v. Goethe) enthalten, das heißt eine neue, bislang unbekannte Begebenheit bekannt machen oder ein unerwartetes Ereignis benennen. Die gesamte Handlung ist einsträngig auf dieses außerordentliche Moment ausgerichtet. Es gibt keine Nebenhandlungen. Dem Vorbild des italienischen Autors Giovanni Boccaccio („Il Decamerone“) folgend sind auch in der deutschen Literatur einige Novellen in Form von kleinen Sammlungen veröffentlicht und mit einer Rahmenhandlung umgeben worden.

Novellen der deutschen Literatur mit Rahmenhandlung:
Christoph Martin Wieland „Das Hexameron von Rosenheim“
Johann Wolfgang von Goethe „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter“
Stefan Zweig „ Schachnovelle“

Einzel-Novellen der deutschen Literatur:
Heinrich von Kleist „Das Bettelweib von Locarno“
Anette von Droste Hülshoff „Die Judenbuche“
Eduard Mörike „Mozart auf der Reise nach Prag“
Gottfried Keller „Kleider machen Leute“
Theodor Storm „ Der Schimmelreiter“
Gerhard Hauptmann „Bahnwärter Thiel“
Arthur Schnitzler „Leutnant Gustl“
Günther Grass „Im Krebsgang“

Der innere Monolog

Die Erzählform des inneren Monologes bedient sich der Redewiedergabe mittels direkter Rede. Schauplatz der Handlung ist hierbei ausschließlich die Gedankenwelt des Protagonisten. Der Protagonist führt einen inneren Monolog. Das erzeugt ein hohes Maß an Intimität, da der Leser die Gedanken des Protagonisten unmittelbar mitbekommt und diese bewerten muss. Die direkte Rede wird nicht ausgesprochen oder nicht bemerkt.

Die direkte Rede zeichnet sich dadurch aus, dass eine Rede oder Gedanken direkt im Wortlaut wiedergegeben werden. Sie wird in Anführungszeichen gesetzt. Meist steht dabei der Angesprochene in der 3. Person Singular.

Merkmale des inneren Monologes sind darüber hinaus die häufige Verwendung von Gedankenstrichen, die Verwendung der 1. Person Singular sowie die Verwendung des Präsens.

Arthur Schnitzlers Novelle Leutnant Gustl ist das erste Werk der deutschsprachigen Literatur, das durchgängig den inneren Monolog verwendet.

Arthur Schnitzler – Leutnant Gustl

Allgemeine Hinweise:
Arthur Schnitzler (1862-1931, Wiener Moderne) führte mit der 1900 entstandenen Novelle erstmals den ununterbrochenen inneren Monolog in der deutschsprachigen Literatur ein.

Hintergrund der Novelle:
Handlung spielt vor dem Hintergrund der k.u.k. Monarchie in Österreich-Ungarn zur Zeit der Jahrhundertwende. Bedeutend ist dabei vor allem der Militärischer Ehrenkodex: Wurde ein Mitglied des Militärs beleidigt, konnte diese Schande nur durch ein Duell wieder gut gemacht werden, kam es nicht zu diesem Duell, blieb dem Betroffenen nur der Selbstmord, um sich von der Schande zu befreien.

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J.W. von Goethe – Faust und die Vernunft

Vernunft und Wissenschaft als höchste menschliche Kraft? Fausts Einschätzung zum Schluss:

Faust, der Wissenschaftler, der alle Fakultäten der Universität durchlaufen hat und vom Schüler zum Wissenschaftler und Lehrer geworden ist, hat erkannt, dass die menschliche Wissenschaft immer an ihre Grenzen stößt; dass die menschliche Vernunft, bei aller Unbegrenztheit, sich immer wieder als endlich erweist und somit dem Menschen die ganze Wahrheit des Kosmos und seiner menschlichen Existenz verschlossen bleibt.

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J.W. von Goethe – Faust – Die Gretchenfigur

Gretchen ist jung, hübsch und stammt aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Sie wird als sehr wohlerzogen, tugendhaft und schüchtern beschrieben. Ihre naive, kindliche Seite wird durch den Namen „Gretchen“ verdeutlicht. Das ist auch der Grund, warum Goethe diesen Übernamen verwendet und nicht ihren vollständigen Namen Margarete.

Obwohl sie noch so jung ist, hat sie aber durch die Pflege und den frühen Tod ihrer kleinen Schwester grundlegende menschliche Erfahrungen erworben, verfügt über Feinfühligkeit und ahnungsvolle Sensibilität. Gretchen ist streng gläubig und lebt nach den Regeln der Kirche, von der Welt selbst jedoch, weiß sie wenig. Ihr Weltbild ist geprägt vom Glauben und von dem, was sie in der Kirche lernt.

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Die Dolomiten in der Literatur

Dass von den bleichen Bergen nicht nur für Geologen, Biologen und Mineralogen eine ungeheure Inspiration ausgeht, zeigt die große Zahl an Künstlern, die sich in den Dolomiten aufgehalten oder sich mit ihnen beschäftigt haben.

Die Dolomiten in der Literatur

Von Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu Georg Trakl bereisten viele Schriftsteller aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum Südtirol und die Dolomiten.

Dabei haben es vor allem die Nördlichen Dolomiten den Autoren angetan. Peter Altenberg reiste auf den Falzaregopass, zum Pass Tre Croci und zum Pordoijoch. Hugo von Hofmannsthal ist 1901 im Cadorin auf Hochzeitsreise mit Gerty Schlesinger. In Welsberg im Pustertal erlebt er 1907 mit Arthur Schnitzler eine aktive Schaffensperiode.

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Georg Christoph von Lichtenberg: Aphorismen

Der Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg gehört zu den Vertretern der Aufklärung. In dieser Phase des Umbruchs und der Besinnung auf den eigenen Verstand eines jeden Menschen, entsteht auch der Text „Aphorismen“ (1770-1799). In seiner Kürze und starken Verdichtung ist er ein kompaktes und inhaltsreiches Werk seiner Zeit, das den Grundstein für die Tradition der deutschsprachigen Aphorismen legen wird.

Philosophische Gedankensplitter, wie die Aphorismen auch genannt werden, regen zum Hinterfragen, Analysieren und Weiterdenken an. Trotz der betont subjektiven Wertung („ich möchte fast sagen“) erheben auch die Aphorismen Lichtenbergs Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Aufgeteilt in zwei Sätze werden da zwei Regeln für ein Leben im Sinne der Aufklärung aufgestellt: Zweifle und denke selbst!
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